Zeitmanagement für Anwälte: Vier Wege aus der Zeitnot
Ständige Unterbrechungen bei der Arbeit oder zu lange in der Kaffeeküche vertrödelt? Anwälte geraten gerne einmal in Zeitnot. Ich möchte Ihnen erläutern, warum es für ein gelungenes Zeitmanagement zuerst einmal ein Ziel braucht.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für gelingendes Zeitmanagement ist es, sich ein (berufliches) Ziel zu setzen. Nur dann können Sie Ihre Zeit konsequent ausrichten. Machen Sie sich also zuerst klar, welches Ziel sie mit Ihrer aktuellen Arbeit überhaupt erreichen wollen. Möchten Sie zunächst einmal die Probezeit überstehen, sich fachlich in ein Thema einarbeiten, viele abrechenbare Stunden produzieren oder sich für den Partnertrack empfehlen?
Überlegen Sie dann sich Maßnahmen, mit denen Sie dieses Hauptziel erreichen. Ein Negativbeispiel: Jemand möchte unbedingt Partner werden und arbeitet verbissen vor sich hin, vergisst aber, dass Networking auch sehr wichtig ist fürdie Beförderung und plant dafür keine Zeit ein.
Entleeren Sie Ihren Kopf
Oft schwirren uns viele Dinge im Kopf herum. Wichtig ist es, unseren Kopf mindestens einmal am Tag zu entleeren und für alle Themen eine entsprechende Schublade zu finden, in die wir sie parken können. Finden Sie eine Form, wie Sie diese Dinge strukturieren. Nehmen Sie dazu ein weißes Blatt Papier, und schreiben dort zunächst alle Themen auf, die Sie zu berücksichtigen oder zu bearbeiten haben. Täglich wiederholende Aufgaben, monatlich anfallende Themen, neue Ideenund so weiter. Definieren Sie für alles eine Schublade und nehmen Sie sich vor, Ihre Gedanken im Kopf mindestens einmal am Tag zu entleeren und in diese Schubladen einzuordnen. Für spontane Ideen ohne Frist eignet sich zum Beispiel. ein Blatt mit der Überschrift „Für irgendwann mal“.Diesen Zettel können Sie regelmäßig – etwa einmal im Monat – hervorholen und sich Ihre Projekte angehen und eventuell neu priorisieren.
Finden Sie die Zeitfresser
Ein großes Problem ist Zeit, die falsch investiert wird. Fragen Sie sich: Wo verliere ich Zeit? Was raubt mir meine Zeit? Verquatschen Sie sich vielleicht oft mit Kollegen in der Kaffeeküche? Oder lassen Sie Störungen zu und können so nur schwer konzentriert arbeiten? Erstellen Sie eine Woche lang ein Timesheet für jeden Arbeitstag: Notieren Sie, was Sie wann erledigen und wie lange Sie dafür brauchen. So finden Sie Ihre Zeitfresser.
In einem nächsten Schritt überlegen Sie sich, wie Sie effizienter werden können. Setzen Sie sich beispielsweise feste Zeiten, in denen Sie ungestört arbeiten und Zeiten, in denen Sie mit Ihren Kollegen plaudern.
Erstellen Sie Zeitpläne
Notieren Sie in einem Wochen- und Monatsplan feste Termine. Das können etwa Besprechungen sein, aber auch Zeitfenster für ein Projekt wie eine Dissertation. Diese Termine sind nicht verhandelbar.
Nun verteilen Sie Ihre variable Zeit. Überlegen Sie sich zunächst, wie viele feste Termine Sie an einem Tag einplanen können. Wer seinen Kalender von 9 bis 17 Uhr streng durchplant, wird in Zeitnot kommen, sobald etwas Unvorhergesehenes passiert. Planen Sie deswegen 20 bis 40 Prozent Ihrer Arbeitszeit pro Tag als Puffer ein.
Passen Sie die Wochen- und Monatspläne an den Jahresablauf in Ihrer Kanzlei oder im Unternehmen an – denken Sie beispielsweise an das Jahresendgeschäft oderan wichtige, wiederkehrende Termine wie Fachmessen.
Arbeiten Sie nicht gegen Ihren Biorhythmus. Die meisten Menschen sind am Vormittag und am späten Nachmittag, manche auch spätabends besonders leistungsfähig. In diesen Zeiten sollten Sie ein bis zwei wichtige Aufgaben erledigen. Weniger wichtige Projekte können Sie in den anderen Zeiten erledigen. Planen Sie – schon allein aus Gründen der Work-Life-Balance – täglich eine feste Mittagspause ein.
Überprüfen Sie Ihre Zeitpläne regelmäßig auf Machbarkeit und Sinnhaftigkeit.
Typische Fallen
Perfektionismus schafft Zeitnot. Denken Sie an das Pareto-Prinzip: Mit 20 Prozent des Aufwands erreichen Sie 80 Prozent der Leistung. Überlegen Sie also genau, ob Sie wirklich immer 100 Prozent bringen müssen. Manchmal zahltsich der Aufwand nicht aus.
Der Sägeblatt-Effekt: Wenn Sie bei der Arbeit unterbrochen werden, dauert es eine Weile, bis die Konzentration wieder ihren Höhepunkt erreicht. Bei vielen Unterbrechungen sieht die Leistungskurve wie ein Sägeblatt aus, Sie brauchen entsprechend länger, um die Aufgabe zu erledigen. Versuchen Sie Zeiten zu finden, in denen Sie ungestört sind.
Falsche Zeiteinschätzung: Wer seine Zeit zu optimistisch verplant, ist oft frustriert, wenn er in Zeitnot gerät. Um in Zukunft realistischerzu planen, finden Sie zunächst heraus, wie viel Zeit Sie für bestimmte Projekte tatsächlich benötigen. Erstellen Sie dazu beispielsweise eine Woche lang ein Timesheet für jede Ihrer Aufgaben. So können Sie gut vergleichen, wie viel Zeit Sie für ein Projekt eingeplant hatten und wie lange es tatsächlich gedauert hat. Planen Sie Puffer ein.
Nicht Delegieren: Überlegen Sie genau, welche Aufgaben Sie wirklich selbst erledigen müssen und was Sie an wissenschaftliche Mitarbeiter, Referendare oder Fachabteilungendelegieren können.
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Bei „Ja“ bitte Job kündigen
Sie spielen mit dem Gedanken zu kündigen, sind sich aber nicht sicher, ob es der richtige Schritt ist? Wenn Sie mehrere der folgenden 12 Fragen eindeutig mit „Ja“ beantworten, kann es Zeit sein, sich neu zu orientieren.
Macht Sie der Job krank?
Unzufriedenheit im Job kann psychosomatische Reaktionen hervorrufen. Dauern sie über mehrere Wochen an und lassen sich durch Entspannungstechniken, Urlaub, Coaching oder Therapiegespräche nicht beseitigen, sollten Sie über einen Wechsel nachdenken.
Haben Sie ein persönliches Problem mit Ihrem Chef?
Manchmal geht es einfach nicht. Man hat eine Aversion gegen seinen Vorgesetzten und kann mit ihm oder ihr einfach nicht kommunizieren.
Ich empfiehle in solchen Fällen einen Stufenplan:
1. Für sich selbst klären, ob man vielleicht einfach vergangene Erfahrungen auf den neuen Chef projiziert, oder ob es tatsächlich ein aktuelles Problem ist.
2. Missverständnisse ansprechen und eine Lösung vorschlagen.
3. Sein eigenes Verhalten verändern und hoffe, dass sich der Kontakt zum Chef dann entspannt.
Schädigt ein Kollege Ihre Arbeit oder Ihren Ruf?
Wenn die Kommunikation mit Kollegen einen wesentlichen Teil der Arbeitszeit einnimmt, können auch sie zum ernsten Problem werden. Manipuliert ein Kollege Sie oder andere, oder behindert er absichtlich Ihre Arbeit? Dann kann auch das ein Grund sein, zu gehen.
Wird Ihre berufliche Weiterentwicklung behindert?
Manche haben vielleicht einen älteren Chef, der seine persönliche Entwicklung als abgeschlossen ansieht und darum Veränderungsversuche der Mitarbeiter blockiert. Fortbildungen werden nicht finanziert, fachliche Weiterentwicklung ist quasi unmöglich. Auch in diesem Fall kann es Zeit sein, über einen Wechsel nachzudenken, wenn sich nichts ändern lässt.
Das Gleiche gilt, wenn ein Leistungsträger bewusst kleingehalten wird, weil die Chemie mit dem Chef nicht stimmt. Dann wird nicht zum Besten des Unternehmens oder der Angestellten gehandelt. Keine Situation, die man lange aushalten sollte.
Möchten Sie eigentlich etwas anderes machen?
Sie hatten sich den Job ganz anders vorgestellt? Sie wollten eigentlich Eventmanager werden, sind aber irgendwie im Marketing gelandet? In diesem Fall sollten Sie definitiv kündigen undIhren Traumjob suchen.
Ist Ihr Job völlig sinnentleert?
Hat man zu lange die gleiche Stelle, kann sie mit der Zeit einfach keinen Spaß mehr machen. Auch, wenn sich die persönlichen Werte verändert haben, kann der Traumjob von gestern heute schlicht und einfach keinen Sinn mehr ergeben. Man kann in so einem Fall versuchen, den Job umzudefinieren und die Prioritäten zu ändern, sodass alles wieder passt. Gelingt das nicht, kann man sich natürlich im Privaten ausleben und den Job einfach weitermachen. Oder man kündigt und sucht sich eine erfüllendere Aufgabe.
Hat die Unternehmenskultur sich extrem gewandelt?
Eine neue Geschäftsführung kann die Unternehmenskultur komplett umwälzen. War man vorher zufrieden und erkennt plötzlich die eigene Firma nicht mehr wieder, kann das ein Grund sein, sich eine neue Kultur zu suchen.
Möchten Sie kürzer treten?
Agenturen oder Großkanzleien erwarten oft eine Anwesenheit von 12 Stunden oder mehr. Selbst wenn man seinen Job in 8 Stunden erledigt hat, wird es nicht erlaubt, nach Hause zu gehen. Möchte man seine Familie oder Freunde öfter sehen und nicht ständig im Büro sitzen, ist so ein Job natürlich nicht der richtige.
Werden Sie schlecht bezahlt?
„Der schnöde Mammon“, sagen manche genervt. Aber Geld ist natürlich ein wichtiger Aspekt des Lebens. In jedem Job sollte es eine finanzielle Entwicklung geben.. Bleibt diese aus, bietet vielleicht ein anderer Arbeitgeber mehr.
Haben Sie das Pendeln satt?
Manchen Leuten macht es nichts aus, aber möchte man seine Lebenszeit nicht als Pendler im Auto oder Zug verbringen, sollte man sich einen Job am Wohnort suchen.
Müssen Sie Rollen einnehmen, die Sie nicht spielen möchten?
Manchen Mitarbeitern wird vom Chef oder den Kollegen offen oder auch unbewusst eine bestimmte Rolle zugewiesen, die sie im Büro zu spielen haben: Anderen immer nur zuzuarbeiten, permanent der Konfliktlöser oder Seelenmülleimer zu sein. Vielleicht möchte derjenige das aber gar nicht, oder ist aus der Rolle mit der Zeit herausgewachsen. Darf er sie an dem einen Arbeitsplatz nicht ablegen, findet er vielleicht woanders einen besseren.
Möchten Sie endlich Ihre Stärken ausleben?
Wenn Sie Ihre Stärken beruflich nicht ausleben können, deprimiert Sie das auf Dauer. Versuchen Sie, den Job umzudefinieren, sodass Sie mehr von dem tun können, was Ihnen liegt. Funktioniert das nicht, suchen Sie sich eine passendere Stelle.
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Das Gehaltsgespräch
Das Jahresende ist ein guter Zeitpunkt, um das Thema Gehaltserhöhung anzusprechen.
Vielleicht fällt es Ihnen schwer, über Ihr Gehalt zu verhandeln – das geht den meisten von uns so. Dennoch sollten Sie sich nicht darauf verlassen, dass Sie automatisch mehr Geld bekommen, nur weil Sie eine gute Leistung abliefern. Die Erfahrung aus Großkanzleien zeigt, dass Associates normalerweise zwar auf der gleichen Gehaltsstufe anfangen, mit den Jahren aber werden die Unterschiede im Gehaltsgefüge immer größer. Denn wer nicht nach einer Gehaltserhöhung fragt, der bekommt auch oftmals keine – egal, ob er gute Arbeit leistet oder nicht.
Warten Sie deshalb nicht drei oder vier Jahre, bis Sie eine Gehaltserhöhung einfordern. Sprechen Sie Ihrem Partner gegenüber einmal pro Jahr das Thema an – oder auch öfter, wenn Sie beispielsweise Sonderprojekte übernommen haben.
Den richtigen Zeitpunkt wählen
Die jährlichen Feedback- oder Review-Gespräche, die oft im Dezember oder Januar stattfinden, sind der geeignete Zeitpunkt, einen Wunsch nach Gehaltserhöhung auszusprechen. Das lohnt sich allerdings nur, wenn Sie ein positives Feedback Ihres Partners bekommen haben. Bei negativen Rückmeldungen sollten Sie besser Ziele vereinbaren, wie Sie sich verbessern, und die Gehaltserhöhung zu einem späteren Zeitpunkt einfordern.
Suchen Sie auch ein ausreichend großes Zeitfenster, denn Gehaltsgespräche sind normalerweise nicht in fünf Minuten erledigt. Ihr Partner sollte Zeit haben und Sie sollten in einem geschützten Raum verhandeln, also nicht zwischen Tür und Angel oder womöglich gar in der Kaffeeküche.
Fehler vermeiden
Berichten Sie zunächst, was Sie in der Vergangenheit geleistet haben, und zählen Sie auf, wo und wie Sie vereinbarte Ziele erreicht haben. Machen Sie aber nicht den Fehler, nur Ihre Leistungen in der Vergangenheit als Argumente für die Gehaltserhöhung einzusetzen – denn die Vergangenheit ist ja schon bezahlt. Geben Sie dem Partner einen Blick in die Zukunft: Sagen Sie ihm, wie Sie Ihre Effizienz und Produktivität steigern und somit gewinnbringend für die Kanzlei sein wollen.
Wählen Sie klare, starke Worte und treten Sie selbstbewusst auf. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken. Sprechen Sie nicht im Konjunktiv, vermeiden Sie Formulierungen wie „könnte man eventuell“. Ihr Gegenüber spürt die Unsicherheit – und wird ihren Wunsch nach mehr Gehalt ablehnen.
Trainieren Sie das Gespräch mit Freunden oder üben Sie es für sich selbst. Vielleicht nehmen Sie sich mit dem Smartphone auf, hören Sich dann selbst zu und fragen sich ehrlich: Würde ich mir selbst eine Gehaltserhöhung geben?
Bringen Sie vorab in Erfahrung, was Sie fordern können. Sprechen Sie dazu mit Kollegen aus anderen Kanzleien, die ähnliche Positionen innehaben. Gehaltstabellen sollten Sie mit Vorsicht genießen: Zum einen ist ihr Wahrheitsgehalt meist nicht sehr hoch, und zum anderen sind Vergleiche nicht leicht zu ziehen.
Klug schachern
Ja nach Kanzlei und Position können Sie ein Gehaltsplus von fünf bis zehn Prozent fordern, höhere Sprünge sind oft nur bei Jobwechseln möglich. Fordern Sie dennoch mehr Gehalt, als Sie eigentlich wollen, damit Sie in der Verhandlung Abstriche machen können.
Falls der Partner die Gehaltserhöhung nicht bewilligen will, verhandeln Sie. Sie könnten beispielsweise anbieten, zwei zusätzliche Vorträge zu übernehmen, zwei Wochenenden durchzuarbeiten oder Sie könnten mehr Zeit an einem anderen Kanzlei-Standortverbringen, wenn dort Personalmangel herrscht.
Auch bei einer Nullrunde sollten Sie nicht aufgeben. Fragen Sie nach, was passieren muss, damit Sie mehr Gehalt bekommen. Vereinbaren Sie ein klar messbares Ziel.
Übrigens sollten Sie allein aus strategischen Gründen regelmäßig mehr Gehalt fordern – auch wenn Sie das Gefühl haben, genug zu verdienen und so viel Geld eigentlich gar nicht ausgeben können. Denn damit signalisieren Sie dem Partner, dass Sie in der Kanzlei etwas erreichen wollen – und positionieren sich auch schon auf dem Weg in die Partnerschaft
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Sechs Tipps für einen guten Berufsstart
Die ersten 100 Tage in der neuen Kanzlei
Wenn ein Politiker ein neues Amt antritt, gilt für ihn die 100-Tage-Regel. Innerhalb dieser Zeit arbeitet er sich ein und weist erste Erfolge vor. Auch Anwälte sollten die 100-Tage-Frist beim Start an einem neuen Arbeitsplatz gut nutzen.
Der erste Eindruck entscheidet. Und zwar darüber, ob der Junganwalt und die Junganwältin in der Kanzlei die Probezeit überstehen und Karriere machen werden – oder eben nicht. „Man braucht ungefähr drei Monate, um sich an einem neuen Arbeitsplatz zu orientieren“. Meine Empfehlung laute: „Betrachten Sie diese Zeit wie ein Zirkeltraining, bei dem man von Gerät zu Gerät geht. Finden Sie für sich heraus: Wie lauten die Spielregeln in der Kanzlei? Und passt das überhaupt zu mir? Setzen Sie dazu den Außenblick, den Sie als Neuling noch auf die Kanzlei haben, reflektorisch ein.“ Sechs Aspekte sollten Sie dabei beachten:
Klären Sie die fachlichen Anforderungen, die an Sie gestellt werden und beginnen Sie damit, Wissenslücken zu schließen. Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie nach den ersten drei Monaten perfekt eingearbeitet sind. Man geht davon aus, dass eine fachliche Einarbeitung mindestens sechs bis zwölf Monate dauert. Ein häufiger Anfängerfehler: Neue Mitarbeiter konzentrieren sich in den ersten Monaten oft ausschließlich auf das Fachliche. Dabei ist es nur einer von insgesamt sechs Aspekten, die den erfolgreichen Einstieg möglich machen. Die anderen fünf Punkte sind genauso wichtig.
Lernen Sie die Kanzleikultur kennen – sowohl in der Praxisgruppe als auch in der Gesamtkanzlei. Schauen Sie sich zum Beispiel an, welche Regeln gelten und wie der Umgang untereinander ist. Achten Sie darauf, wie kommuniziert wird. Wie geht man miteinander und mit den Mandanten um? Wie werden Aufgaben verteilt und in welcher Art und Weise erfolgt eine Übergabe? In welcher Sprache wird miteinander kommuniziert und inwieweit ist auch das Persönliche wichtig? Dies alles sind Fragen, die Sie klären sollten.
Finden Sie auch heraus, welche Arbeits- und Pausenregelungen es gibt, wie üblich das Arbeiten im Home Office ist und wie die Abläufe sind, wenn Weiterbildungsseminare gebucht werden sollen. Halten Sie sich an diese Regeln, sofern Sie sich nicht völlig verbiegen müssen.
Vor allem in den ersten Monaten kann mangelnde Kommunikation zwischen Associate und Partner zu Missverständnissen und Fehlern bei der Arbeit führen. Man glaubt, man hat eine Anweisung verstanden, aber in Wahrheit wollte der Partner etwas völlig anderen. Gehen Sie deshalb ins Detail und fragen Sie genau nach: Was habe ich verstanden und ist es auch das, was der Partner unter seinem Arbeitsauftrag versteht, wenn er zum Beispiel von „selbstständig arbeiten“ spricht? Klären Sie gemeinsam die Definition solcher Begriffe.
Machen Sie sich bekannt, nicht nur innerhalb Ihrer eigenen Praxisgruppe, sondern in der gesamten Kanzlei: Bei den Partnern, im Management und bei den Business Services. Finden Sie heraus, wo die Alphatiere sitzen und schließen Sie sich an den Flurfunk an.
Nehmen Sie dazu ein Organigramm der Kanzlei und markieren sie die Meinungsbildner und Partner mit einem besonderen Status, also etwa Partner, die in den Gremien der Kanzlei mitarbeiten. Wenn es der Kanzleikultur entspricht, können Sie auch proaktiv den Kontakt aufnehmen, zum Beispiel an die Bürotür eines Partnersklopfen und sich kurz vorstellen.
Klären Sie für sich die Frage: Wie will ich in der Kanzlei wahrgenommen werden? Finden Sie dazu zunächst heraus, welcher Typ Mensch gefördert wird, wer bleibt und wer geht, sagt Carmen Schön. Dann überlegen Sie, welche Rolle Sie besetzen möchten.
Wer zum Beispiel permanent Verbesserungsvorschläge macht und Abläufe kritisiert, könnte irgendwann nur noch als Überbringer schlechter Nachrichten wahrgenommen werden.
Es kann hilfreich sein, die Geschichte einer Praxisgruppe zu erforschen, denn manchmal schlummern ungelöste Konflikte. Finden Sie heraus: Wer war vor mir da? Was ist aus den Menschen geworden? Wer macht Karriere und wer nicht? Und vor allem: Warum ist das so?
Wenn Sie beispielsweise mitbekommen, dass Ihr Vorgänger besonders aufmüpfig war, dann sollten sich in den ersten Monaten lieber etwas mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen zurückhalten. So verhindern Sie, dass Sie zu unrecht schnell als Querulant abgestempelt werden.
Zu guter Letzt: „Probezeit“ bedeutet, dass beide Seiten entscheiden, ob man zusammen passt – nicht nur der Arbeitgeber. Wenn Sie zum Schluss kommen, dass Sie sich in der Kanzlei nicht wohlfühlen, dann werten Sie das nicht allein als Versagen. Sondern überlegen Sie, welche Konsequenzen Sie daraus ziehen wollen.
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Das Bewerbungstelefonat
Wenn Sie nicht auf einer Jobmesse den ersten Kontakt zu einer Kanzlei hergestellt haben, die Sie als potentiellen Arbeitgeber definiert haben, dann gilt es, dieses auf eine andere Art und Weise zu tun.
Zunächst ein Telefonat führen
Bevor Sie Unterlagen heraus senden, würde ich Ihnen immer empfehlen, zunächst ein Telefonat mit der dort zuständigen Personalabteilung zu führen. Der Grund dafür ist ganz einfach:
Sie hinterlassen beim Telefonat einen persönlicheren Eindruck als beim Versenden einer E-Mail oder der Zusendung der Unterlagen der Post. Weiter haben Sie im Telefonat die Möglichkeit, sich noch einmal genau über die Voraussetzungen der Stelle zu erkundigen und eventuell nach den Unterlagen zu fragen, die Sie versenden möchten.
In dem Telefonat sollten Sie aber keine Standardfragen stellen, damit zeigen Sie sich in keinem gutes Licht. Das die Bewerberunterlagen immer das erste und zweite Staatsexamen enthalten sollten, ergibt sich von selbst und muss nicht noch einmal erfragt werden.
Wie genau aber sollte nun das erste Bewerbungstelefonat aussehen? Zunächst hängt es davon ab, ob Sie sich in der Kanzlei initiativ bewerben oder auf eine konkrete Stellenanzeige. Zuvor aber einige grundsätzliche Regeln zum ersten Telefonat.
Sie sollten das erste Telefonat immer gründlich vorbereiten. Dazu gehören folgende Punkte:
- Wen will ich sprechen? Wer ist der richtige Ansprechpartner?
- Wie lautet mein Einleitungssatz?
- Was genau will ich erfragen?
- Wie verabschiede ich mich?
- Meine Wirkungsweise am Telefon
Sinnvoll ist es, dass Sie sich für das erste Telefonat einen kurzen Telefonleitfaden anfertigen. Nehmen Sie sich ein Blatt Papier und einen Stift und schreiben Sie sich zu den einzelnen oben genannten Punkten einige Stickworte auf. Zum Beispiel:
Wen will ich sprechen? Wer ist der richtige Ansprechpartner?
Richtiger Ansprechpartner wird in den meisten Fällen der Leiter des Personalbereiches bzw. Der Verantwortliche für den Bereich Recruitment sein.
Wie lautet mein Einleitungssatz?
Ihr erster Satz könnte folgendermaßen lauten:
„Guten Tag, mein Name ist ……..,. Ich bin gerade mit meinem Staatsexamen fertig (alternativ: ich befinde mich gerade in der letzten Station meines Referendariats) und möchte mich gerne bei Ihnen als Rechtsanwalt bewerben. An wen in Ihrer Kanzlei darf ich mich wenden?“
Was genau will ich erfragen?
Wie bereits erwähnt, sollten Sie keine Fragen stellen, die sich von selbst beantworten.
Möglich Fragen sind durchaus aber:
- Welche Unterlagen (neben den beiden Staatsexamina) darf ich Ihnen zusenden?
- Auf welchem Wege soll ich Ihnen die Unterlagen zusenden (online oder per Post)?
- Zu Händen welcher Person?
- Darf ich mich nach Zusendung der Unterlagen bei Ihnen noch einmal melden?
- Wie läuft bei Ihnen der interne Auswahlprozess ab und mit welcher Wartezeit muss ich ungefähr rechnen?
- Gibt es eine Kanzleipräsentation, die Sie mir schicken könnten (nur dann erfragen, wenn diese Präsentation nicht zum download auf der Website bereit steht).
Achten Sie darauf, dass sich Ihre Fragen nicht mit den Informationen überschneiden, die Ihnen schon auf der Karriereseite des Internets der Rechtsanwaltskanzlei oder der Stellenanzeige gegeben wurde.
Wie verabschiede ich mich richtig?
Wenn Sie am Ende des Telefonates angekommen sind, sollten Sie nicht vergessen, nach der E-Mail Adresse Ihres Ansprechpartners zu fragen. Zumindest dann, wenn Sie die Unterlagen online versenden möchten.
Buchstabieren Sie hierzu den Namen des Ansprechpartners und vergewissern Sie sich, dass Sie sich die richtige Durchwahl (Telefonnummer) zum Nachtelefonieren notiert haben.
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Meine Karriere-DNA
Was ist (berufliche) Zufriedenheit überhaupt und wann stellt sich ein derartiges Gefühl in unserem Leben ein?
Laut Duden ist die Zufriedenheit ein Zustand, in dem man innerlich ausgeglichen ist und in dem man nichts anderes verlangt, als man hat. Anders ausgedrückt, man ist mit den gegebenen Verhältnissen, Leistungen oder ähnliches einverstanden und hat nichts auszusetzen.
Daran schließt sich die Frage an, ob die berufliche Zufriedenheit vom Zufall abhängt oder ob man aktiv etwas dazu beitragen kann. Wir alle wissen, dass wir für unsere innere Ausgeglichenheit etwas tun können. Sie stellt sich meistens dann ein, wenn wir das leben können, was uns wirklich wichtig ist. Was für uns Bedeutung hat und in unsere Leben Sinn macht. Dann wollen wir nichts anderes, sondern sind einverstanden mit dem, was da ist und uns geboten wird. Für unser berufliches Glück können wir also etwas tun. Also müssen wir im ersten Schritt herausfinden, was uns persönlich wirklich wichtig ist. Das ist aber nur der eine Teil. Genau so entscheidend ist es, herauszufinden, in welcher beruflichen Tätigkeit bzw. in welcher Firma Sie das was Ihnen wichtig ist, auch vorfinden und leben können.
Stellen Sie sich vor, wir haben festgestellt, dass Ihnen Ihr Familienleben und Sicherheit im Job wichtig ist. Und Sie arbeiten in einem IT Unternehmen, dass von Ihnen faktisch 12 Stunden tägliche Arbeit verlangt – manchmal inklusive Wochenende oder Nachschichten. Weiter verändern sich die Strukturen der Firma permanent und Sie können noch nicht voraussagen, wo Sie in einem Jahr landen bzw. ob Sie überhaupt noch da sind. Dann wird Ihre berufliche Zufriedenheit nicht steigen. Wir haben zwar erarbeitet, was Ihnen wichtig ist, Sie haben aber dazu nicht den passenden Arbeitsplatz.
Oder Sie lieben es, Produkte herzustellen, zu verfolgen, wie es entsteht und packen gerne mal mit an. Nun sind Sie befördert worden, und den ganzen Tag nur noch damit beschäftigt, Menschen zu führen. Sie sind weit ab von der eigentlichen Produktion tätig und merken, dass Ihnen genau das für Ihr berufliches Glück fehlt.
Der Schlüssel zu Ihrer beruflichen Zufriedenheit ist nicht nur die Entschlüsselung Ihrer Karriere DNA, sondern auch die Definition einer Firmen DNA bzw. eines beruflichen Umfeldes, in der Sie das leben können, was Ihnen (beruflich) wichtig ist. Nur wenn diese Faktoren miteinander im Einklang stehen, werde Sie dauerhaft beruflich zufrieden sein.
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