Woran genau erkenne ich einen Burnout?

Woran genau erkenne ich einen Burnout?

Vor einigen Wochen habe ich mit einer Kanzlei zum Thema Stress Management gearbeitet. Schnell kann die Frage auf, woran genau man einen „Burn out“ erkennt. Vorab – Burnout kann jeden treffen.

Phase 1: Enthusiasmus

Man möchte etwas bewegen – ganz gleich, ob im beruflichen oder privaten Bereich. Dazu steckt man sich sehr hohe Ziele und ist sogar bereit, eigene Bedürfnisse hintenanzustellen. Bleiben in der Folge jedoch ein Erfolgserlebnis aus, verspürt man irgendwann Unzufriedenheit.

Phase 2: Stagnation

Man realisiert, dass man langsam an seine Grenzen stößt. Oft ignoriert man diese Empfindung zunächst und macht mit unverändertem Engagement weiter. Man möchte seine Ambitionen noch nicht komplett aufgeben. Allzu oft legt man sogar eine „Schippe nach“.

Phase 3: Frustration

In diesem Stadium beginnt man zu realisieren, dass die persönlichen Ziele womöglich doch nicht zu erreichen sind. Dann stellen sich Frustration und Ratlosigkeit ein und man fängt an, eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber seinem Umfeld zu entwickeln. Abgesehen davon spürt man spätestens jetzt erste körperliche Begleiterscheinungen der chronischen Daueranspannung. Jetzt ist der letzte Zeitpunkt, etwas zu verändern und aus dem Hamsterrad auszusteigen, bevor das eigene Gefühl der Frustration und Machtlosigkeit nicht mehr zu durchbrechen ist.

Phase 4: Apathie

Man spürt emotionale Entfremdung. Man „funktioniert“ nur noch mechanisch und empfindet in seinem kompletten Alltag Freudlosigkeit. Im Job macht man nur noch „Dienst nach Vorschrift“. Man sagt immer öfter Verabredungen mit Freunden ab. Am Ende gerät man in eine regelrechte Isolation und wird in allen Bereichen des Lebens förmlich handlungsunfähig.

Lassen Sie es bitte nicht so weit kommen – beobachten Sie sich und Ihr Verhalten im Alltag aufmerksam.


Was soll ich tun, wenn ich (als Anwalt) gekündigt werde?

Was soll ich tun, wenn ich (als Anwalt) gekündigt werde?

 Ich berate viele Anwält:innen, die sich nach einer Kündigung mit mir zusammensetzen, um den nächsten Schritt zu planen. Natürlich geht es darum, wie genau der Ausstieg verläuft, welche Rechte und Pflichten bestehen. Und es folgt die entscheidende Frage, wie es jetzt weitergeht.

Oftmals schwingt auch eine große Enttäuschung, Ärger oder Unzufriedenheit mit, wie es gelaufen ist. Diese Gefühle sind absolut nachvollziehbar und auch wichtig zu artikulieren. Dennoch stellt sich ab einem bestimmten Zeitpunkt auch die Frage, wie sehr ich daran festhalte und mich noch mit dem „alten“ Job beschäftige. Oder den Blick nach vorne wage.

Das geht nicht von heute auf morgen und oftmals bestehen die Gefühle der Enttäuschung, Wut und Trauer parallel zu der Aufbruchsstimmung. Sehr entscheidend finde ich immer einen Punkt. Eine Kündigung, die nicht von einem selbst ausgesprochen wurde, ist immer eine Verletzung. Wichtig ist es, die Situation zu reflektieren, daraus zu lernen und – möglichst ohne (psychischen) Schaden aus dieser Situation heraus zu kommen.

Denn eines ist zu bedenken – für Ihre vor Ihnen liegenden neuen Bewerbungsgespräche brauchen Sie Energie und Selbstbewusstsein. Der neue Arbeitgeber merkt schnell, ob Sie noch ein einer alten Situation „knabbern“ oder diese bereits verarbeitet ist.

Nehmen Sie sich die Zeit, alles zu verarbeiten – das braucht seine Zeit. Gerade wenn die Kündigung überraschend kam. Aber: „Nutzen Sie Ihre Energie möglichst schnell für den Weg nach vorne.


Wie bringe ich meine Assistenz dazu, die Aufgaben RICHTIG zu bearbeiten?

Wie bringe ich meine Assistenz dazu, die Aufgaben RICHTIG zu bearbeiten?

Ich habe heute mit einer angehenden Professorin gearbeitet. Sie stellt sich aktuell die Frage, wie sie ihre Assistentin motivieren kann, ihre Aufgaben so zu bearbeiten, wie es von ihr gewünscht ist. Ich habe sie gebeten, mir einmal kurz mitzuteilen, wie genau sie die Aufgaben an die Assistenz überbringt. Uns beiden viel auf, dass sie viele Konjunktive und Weichmacher benutzt.

„Liebe Frau Müller, vielleicht könnten sie bitte folgendes tun…“. Sie möchte auf der Beziehungsebene höflich sein und keine Anweisungen „von oben“ machen.

Ich fragte, ob sie ihre Erwartungen an die Assistenz klar und deutlich geäußert hat. Dies verneinte sie. Sie möchte sich nicht „als Chefin“ aufspielen. Mit der Arbeitsleistung der Assistenz ist sie aber weiterhin sehr unzufrieden. Gemeinsam sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es hilfreich ist, wenn sie noch einmal klar und deutlich – aber freundlich zum Menschen – ihre Erwartungen äußert. Und dabei deutlich macht, was ein „must have“ und was ein „nice to have“ ist. Möglicherweise ist diese Unterscheidung bei der Assistenz nicht angekommen.

Es ist immer hilfreich und wichtig, die eigenen Erwartungen so zu formulieren, dass diese auch beim Anderen ankommen. Und das bedeutet vorab, sich selbst erst einmal klar zu werden, was genau man von der anderen Person möchte.


Willkommen in meinem Satz!

„Willkommen in meinem Satz“

Kennen Sie diese Situation? Sie sind in einem Gespräch, Meeting oder einer Verhandlung und bringen Ihr Argument. Ihr Kollege – oder die andere Partei – unterbricht Sie jäh in Ihren Ausführungen, ohne sich dafür zu entschuldigen. Was können Sie tun? Nichts tun ist keine Alternative – es sei denn, es handelt sich um ein einmaliges Gespräch, dessen Inhalt Ihnen nicht wichtig ist. Aber denken Sie immer daran – Menschen merken sich, wie sie mit Ihnen umgehen dürfen.

Daher ist es wichtig, schnell Grenzen zu ziehen. Gerade dann, wenn Sie dieser Person künftig wieder begegnen werden. Folgende Möglichkeiten haben Sie nun:

  • Sie sprechen einfach weiter (unhöflich, aber wirkungsvoll)
  •  Sie warten kurz ab und unterbrechen dann den Anderen
  • Sie sagen „Willkommen in meinem Satz“ und lächeln ihn an

Sie dürfen davon ausgehen, dass gerade im letzten Fall die andere Person irritiert ist – vielleicht sogar Humor hat und sich nun bei Ihnen entschuldigt. Diese Irritation nutzen Sie und sprechen nun einfach weiter.

Viel Spaß bei Ihrem nächsten Meeting!


So machen Sie in Meetings auf sich aufmerksam

So machen Sie in Meetings auf sich aufmerksam

Gerade rief mich ein Unternehmensjurist an. Er möchte gerne an seinem Auftritt arbeiten und stellt fest, dass er in Meetings zu wenig auf sich und seine Arbeitsergebnisse aufmerksam macht. Was kann er verändern? Natürlich ist immer zu beachten, wer in dem Meeting noch sitzt und welche Rolle man selbst einnehmen darf bzw. welcher Redeanteil einem selbst zusteht. Hier gilt es, die Machtverhältnisse in einem Meeting gut zu beachten. Unabhängig davon bietet sich folgendes an:

Übernehmen Sie die Moderation. Darüber haben Sie die Möglichkeit, Redeanteile zu vergeben und Themen zusammenzufassen. Versuchen Sie, sich als erstes zu einem Thema einzubringen – dann sind noch nicht alle Facetten beleuchtet worden. Möglich ist es auch, nach jedem Themenblock das Ergebnis einmal kurz zusammenzufassen „Habe ich das richtig verstanden, dass wir jetzt folgendes tun…“. Oder stellen Sie hin und wieder eine weiterführende Frage „daran anknüpfend würde mich noch besonders interessieren, ob…“.

Ich wünsche Ihnen einen guten nächsten Auftritt.


Zu wenig Zeit?

Ständige Unterbrechungen bei der Arbeit oder zu lange in der Kaffeeküche vertrödelt? Anwälte geraten gerne einmal in Zeitnot. Ich möchte Ihnen erläutern, warum es für ein gelungenes Zeitmanagement zuerst einmal ein Ziel braucht.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für gelingendes Zeitmanagement ist es, sich ein (berufliches) Ziel zu setzen. Nur dann können Sie Ihre Zeit konsequent ausrichten. Machen Sie sich also zuerst klar, welches Ziel sie mit Ihrer aktuellen Arbeit überhaupt erreichen wollen. Möchten Sie zunächst einmal die Probezeit überstehen, sich fachlich in ein Thema einarbeiten, viele abrechenbare Stunden produzieren oder sich für den  Partnertrack empfehlen?

Überlegen Sie dann sich Maßnahmen, mit denen Sie dieses Hauptziel erreichen. Ein Negativbeispiel: Jemand möchte unbedingt Partner werden und arbeitet verbissen vor sich hin, vergisst aber, dass Networking auch sehr wichtig ist fürdie Beförderung und plant dafür keine Zeit ein.

Entleeren Sie Ihren Kopf

Oft schwirren uns viele Dinge im Kopf herum. Wichtig ist es, unseren Kopf mindestens einmal am Tag zu entleeren und für alle Themen eine entsprechende Schublade zu finden, in die wir sie parken können. Finden Sie eine Form, wie Sie diese Dinge strukturieren. Nehmen Sie dazu ein weißes Blatt Papier, und schreiben dort zunächst alle Themen auf, die Sie zu berücksichtigen oder zu bearbeiten haben. Täglich wiederholende Aufgaben, monatlich anfallende Themen, neue Ideenund so weiter. Definieren Sie für alles eine Schublade und nehmen Sie sich vor, Ihre Gedanken im Kopf mindestens einmal am Tag zu entleeren und in diese Schubladen einzuordnen. Für spontane Ideen ohne Frist eignet sich zum Beispiel. ein Blatt mit der Überschrift „Für irgendwann mal“.Diesen Zettel können Sie regelmäßig – etwa einmal im Monat – hervorholen und sich Ihre Projekte angehen und eventuell neu priorisieren.

Finden Sie die Zeitfresser

Ein großes Problem ist Zeit, die falsch investiert wird. Fragen Sie sich: Wo verliere ich Zeit? Was raubt mir meine Zeit? Verquatschen Sie sich vielleicht oft mit Kollegen in der Kaffeeküche? Oder lassen Sie Störungen zu und können so nur schwer konzentriert arbeiten? Erstellen Sie eine Woche lang ein Timesheet für jeden Arbeitstag: Notieren Sie, was Sie wann erledigen und wie lange Sie dafür brauchen. So finden Sie Ihre Zeitfresser.

In einem nächsten Schritt überlegen Sie sich, wie Sie effizienter werden können. Setzen Sie sich beispielsweise feste Zeiten, in denen Sie ungestört arbeiten und Zeiten, in denen Sie mit Ihren Kollegen plaudern.

Erstellen Sie Zeitpläne

Notieren Sie in einem Wochen- und Monatsplan feste Termine. Das können etwa Besprechungen sein, aber auch Zeitfenster für ein Projekt wie eine Dissertation. Diese Termine sind nicht verhandelbar.

Nun verteilen Sie Ihre variable Zeit. Überlegen Sie sich zunächst, wie viele feste Termine Sie an einem Tag einplanen können. Wer seinen Kalender von 9 bis 17 Uhr streng durchplant, wird in Zeitnot kommen, sobald etwas Unvorhergesehenes passiert. Planen Sie deswegen 20 bis 40 Prozent Ihrer Arbeitszeit pro Tag als Puffer ein.

Passen Sie die Wochen- und Monatspläne an den Jahresablauf in Ihrer Kanzlei oder im Unternehmen an – denken Sie beispielsweise an das Jahresendgeschäft oderan wichtige, wiederkehrende Termine wie Fachmessen.

Arbeiten Sie nicht gegen Ihren Biorhythmus. Die meisten Menschen sind am Vormittag und am späten Nachmittag, manche auch spätabends besonders leistungsfähig. In diesen Zeiten sollten Sie ein bis zwei wichtige Aufgaben erledigen. Weniger wichtige Projekte können Sie in den anderen Zeiten erledigen. Planen Sie – schon allein aus Gründen der Work-Life-Balance – täglich eine feste Mittagspause ein.

Überprüfen Sie Ihre Zeitpläne regelmäßig auf Machbarkeit und Sinnhaftigkeit.

Typische Fallen

Perfektionismus schafft Zeitnot. Denken Sie an das Pareto-Prinzip: Mit 20 Prozent des Aufwands erreichen Sie 80 Prozent der Leistung. Überlegen Sie also genau, ob Sie wirklich immer 100 Prozent bringen müssen. Manchmal zahltsich der Aufwand nicht aus.

Der Sägeblatt-Effekt: Wenn Sie bei der Arbeit unterbrochen werden, dauert es eine Weile, bis die Konzentration wieder ihren Höhepunkt erreicht. Bei vielen Unterbrechungen sieht die Leistungskurve wie ein Sägeblatt aus, Sie brauchen entsprechend länger, um die Aufgabe zu erledigen. Versuchen Sie Zeiten zu finden, in denen Sie ungestört sind.

Falsche Zeiteinschätzung: Wer seine Zeit zu optimistisch verplant, ist oft frustriert, wenn er in Zeitnot gerät. Um in Zukunft realistischerzu planen, finden Sie zunächst heraus, wie viel Zeit Sie für bestimmte Projekte tatsächlich benötigen. Erstellen Sie dazu beispielsweise eine Woche lang ein Timesheet für jede Ihrer Aufgaben. So können Sie gut vergleichen, wie viel Zeit Sie für ein Projekt eingeplant hatten und wie lange es tatsächlich gedauert hat. Planen Sie Puffer ein.

Nicht Delegieren: Überlegen Sie genau, welche Aufgaben Sie wirklich selbst erledigen müssen und was Sie an wissenschaftliche Mitarbeiter, Referendare oder Fachabteilungendelegieren können.

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Erfolgreich Gespräche führen

Flammende Plädoyers, überzeugende Vorträge und eine exzellente Gesprächsführung – so werden Juristen gerne in den Medien dargestellt. Die Praxis zeigt aber, dass sich viele (angehende) Juristen mit einer klaren und zielorientierten Kommunikation schwer tun.

Kein Wunder, das Studium und Referendariat zielt darauf ab, logisch und strukturiert zu denken und viel Wissen anzuhäufen. Weniger im Fokus steht dabei, Gespräche erfolgreich zu gestalten und es „menscheln“ zu lassen. Aber was nützt jegliches Wissen, wenn man es in einem Gespräch nicht erfolgreich anbringen kann und nicht in der Lage ist, sympathisch und angenehm rüberzukommen? Was genau macht ein gutes Gespräch aus? 7 Regeln, die Sie beachten sollten:

Jedes Gespräch hat ein Ziel

Vor jedem Gespräch sollten Sie sich kurz darüber Gedanken machen, was genau Sie eigentlich erreichen möchte. Geht es darum, jemanden zu informieren, zu motivieren oder zu überzeugen? Und wieviel „Gegenwind“ erwarten Sie von der anderen Seite? Je nach Ihrem Ziel, sieht auch Ihr Gesprächsaufbau anders aus.

Argumente (auch die des Anderen) vorbereiten

Sie möchten in dem Gespräch Ihren Standpunkt vertreten oder für Ihre Meinung werben. Um zu überzeugen, benötigen Sie Argumente. Legen Sie sich diese vor dem Gespräch zurecht und versetzen Sie sich dabei auch in die Lage des anderen. Welche Argumente wird er anbringen und wie können Sie auf diese eingehen? Welche Bedürfnisse verfolgen Sie und auch Ihr Gesprächspartner?

Atmosphäre aufbauen

Jedes erfolgreiche Gespräch basiert zunächst immer erst einmal auf einer angenehmen und passenden Stimmung und Atmosphäre. Ist der Zeitpunkt, Raum oder auch die Teamkonstellation der Gesprächspartner nicht angemessen, kann der Erfolg des Gesprächs schon von Anfang an gefährdet sein. Dabei sollten Sie auch beachten, dass nicht die Argumente allein den anderen überzeugen, sondern auch die Beziehung, die er zu Ihnen aufgebaut hat. Mag man sich, so ist man gemeinsam daran interessiert, eine gute Lösung für beide Seiten zu verfolgen. Ist einem der andere von Anfang an unsympathisch, gibt man sich deutlich weniger Mühe.

Achten Sie daher in jedem Gespräch darauf, zunächst eine angenehme und tragfähige Beziehung aufzubauen. Ist diese vorhanden, läßt sich besser – auch in heiklen Gesprächen – gemeinsam nach einer Lösung suchen.

Wer fragt, der führt

Gerade (angehende) Juristen fühlen sich häufig in Gesprächen unter Druck, viel sprechen – und damit ihr Wissen zeigen – zu müssen. Dabei ist es häufig viel erfolgreicher, zunächst zuzuhören und aktiv Fragen zu stellen, um den Standpunkt und die Bedürfnisse des anderen zu verstehen. Wenn Sie etwas vom anderen erfahren wollen, dann achten Sie darauf, die so genannten „W“ Fragen anzuwenden. „W“Fragen sind solche, die mit diesem Buchstaben beginnen: Was, wie, wann, warum etc. Hören Sie aktiv zu und unterbrechen Sie den anderen nicht.

Vergessen Sie die Lösung nicht

Achten Sie am Schluß jedes Gesprächs immer darauf, ob Sie das Ziel erreicht haben, was Sie damit verfolgt haben. Manchmal vergißt man im Eifer des Gefechts, die Ergebnisse und nächsten klaren Schritte, die sich aus dem Gespräch ergeben, zusammenzufassen.

Verbindliches Verabschieden

Nicht nur die Beziehung am Anfang eines Gesprächs zu Ihrem Gesprächspartner ist wichtig. Menschen achten auch darauf, in welcher Form eine Unterhaltung und Kommunikation beendet wird. Nehmen Sie sich am Ende immer etwas Zeit, Small Talk zu betreiben und zeigen Sie dem anderen, dass Sie nicht nur wegen dem Inhalt mit ihm gesprochen haben – sondern ihn auch als Mensch wahrnehmen.

Nach dem Gespräch: Umsetzen

Nach jedem Gespräch sollten Sie Taten folgen lassen. Achten Sie darauf, dass Sie Punkte, die Sie dem Gesprächspartner versprochen haben, auch umsetzen. Skizzieren Sie sich kurz die To Dos, die sich aus dem Gespräch ergeben haben.

Denken Sie daran: Es ist nicht nur wichtig, was Sie zu sagen haben – entscheidend ist oftmals WIE Sie es vortragen.

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Welcher Karrieretyp bin ich?

Anwalt, Richter, Unternehmensjurist oder eine ganz andere Tätigkeit? Zahlreiche Persönlichkeitstests geben uns das Versprechen, den für uns passenden Karriereweg zu finden. Aber was genau bedeutet das eigentlich? Gibt es so etwas wie eine eigene Karriere DNA? Wie können Sie feststellen, welcher Karrieretyp Sie sind und welcher berufliche Weg der für Sie richtige ist?

Sicher kennen Sie das – einige Kollegen wissen schon im Studium oder Referendariat, welcher Job der für sie passende ist und man ist beeindruckt (und manchmal ein klein wenig neidisch), wie klar diese ihren Weg gehen. Andere machen sich darüber erst Gedanken, wenn die erste(n) berufliche(n) Station(en) erfolgreich absolviert wurden und sich die Frage stellt, wie es weitergeht. Wie ist es nun richtig und was können Sie tun, um den für Sie passenden Job zu finden?

Um es gleich vorweg zu nehmen, es gibt nicht den einen passenden Job für alle! Karriere ist heutzutage mehr als ein sechsstelliges Gehalt, ein Loft im angesagten Stadtteil und ein entsprechendes KFZ vor der Tür. Es geht vielen Juristen heute nicht mehr nur darum, den prestige-/statusträchtigsten und bestbezahltesten Job zu bekommen, sondern, eine berufliche Aufgabe zu finden, die zur eigenen Zufriedenheit beiträgt und mit dem geplanten persönlichen Lebensentwurf im Einklang steht.

Wer sind Sie und was ist Ihnen in Ihrem Leben wichtig?

Wir alle streben nach dem einem – wir möchten ein glückliches und zufriedenes (Berufs-)leben führen. Berufliche Zufriedenheit stellt sich aber nur dann ein, wenn wir einen Job finden, der im Einklang mit unseren persönlichen Werten steht. Unsere Werte/Lebensmotive bilden das Fundament unseres Lebenshauses, und eine Säule, die darauf fußt, ist die des Berufes (daneben gibt es die Säulen der sozialen Beziehungen wie Familie und Freunde, Hobbies, Gesundheit und Lebenssinn).

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, was Ihnen wichtig ist? Welchen Wert verfolgen Sie beruflich in Ihrem Leben? Womit möchten Sie sich 8-14 Stunden am Tag beschäftigen? Streben Sie nach Macht und Status, suchen Sie teamorientiertes Arbeiten oder ist Ihnen Ihre Unabhängigkeit oder tägliche Abwechslung wichtig? Wir unterscheiden 12 Lebensmotive und jeder von uns priorisiert diese in einer anderen Art und Weise. Wenn Sie den für Sie „richtigen“ Job finden möchten, dann sollten Sie mit dieser Überlegung beginnen und feststellen, was Ihnen in Ihrer beruflichen Tätigkeit am wichtigsten ist – und sich einen Job suchen, der dieses verspricht.

Welches (berufliche) Ziel verfolgen Sie?

Was möchten Sie beruflich erreichen? Welches Ziel verfolgen Sie? Dieses wird sich schon aus Ihren Werte Priorisierungen ergeben. Statusmenschen verfolgen häufig das Ziel, hierarchisch in einem Unternehmen aufsteigen zu können und große Entscheidungen fällen zu können, Menschen, denen Freizeit und Familie wichtig ist, suchen sich einen Job, in dem sie einen geregelten Arbeitsalltag leben können. Nehmen Sie sich ein weißes Stück Papier und scheiben oder zeichnen einmal, wie Ihre Vision aussieht. Wie möchten Sie in 5-10 Jahren arbeiten? In welcher Stadt wohnen Sie? Wie sieht das Unternehmen aus? Mit wie vielen Menschen – und mit welchen – arbeiten Sie zusammen? Was verdienen Sie und mit welcher Thematik beschäftigen Sie sich den ganzen Tag? Dieses Bild kann Ihnen eine weitere Idee geben, welcher der juristischen, oder auch nicht juristischen Berufe der für Sie passende ist.

Welche Stärken können Sie einbringen?

Stärken stärken! Nach diesem Motto leben und trainieren Hochleistungssportler. Und das sollten Sie auch tun!

Einen Job zu finden, der im Einklang mit Ihren persönlichen Werten und Zielen steht, ist das eine. Sinnvoll ist es bei der eigenen Karriereplanung aber auch, einen Karriereweg zu wählen, der im Einklang mit Ihren Stärken steht. Formulieren Sie auf einem weißen Stück Papier Ihr persönliches Kompetenzprofil. Listen Sie auf, über welche fachlichen und persönlich-sozialen Stärken Sie verfügen. Was fällt Ihnen leicht und wo bekommen Sie immer wieder gutes Feedback? Das sind Ihre Stärken und diese sollten Sie weiter ausbauen und in Ihrer Planung berücksichtigen.

Wenn Sie z.B. sehr exakt und in die Tiefe arbeiten, kann die Expertenlaufbahn für Sie die richtige sein. Sollten Sie gut im Aufbau von Beziehungen sein und Menschen begeistern und überzeugen können, dann kann eine Karrierelaufbahn sinnvoll sein, wo Sie viel in Kontakt mit anderen Menschen stehen.

Denken Sie immer daran, keiner der Karrierewege ist besser oder schlechter als der andere. Es sollte nur einen Maßstab für Sie geben – und das ist der Ihrer persönlichen Zufriedenheit. Wenn Sie danach handeln, werden Sie dauerhaft mit Freude und Engagement Ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Und Erfolg wird sich von alleine einstellen!

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Berufliche Ziele setzen

Ist es eigentlich wichtig, sich (berufliche) Ziele zu setzen, oder sollte man besser mit offenen Augen und Ohren das Studium und Referendariat absolvieren und flexibel bleiben?

Das eine muss das andere nicht ausschließen. Grundsätzlich ist es immer wichtig, sich eine gewisse Flexibilität zu erhalten, da Chancen und Möglichkeiten sich manchmal unerwartet ergeben. Dennoch besagt eine Harvard-Studie, dass die Absolventen, die sich klare (berufliche) Ziele setzen und diese auch schriftlich fixieren, um ein 10faches erfolgreicher sind, als andere. Wenn Sie also zu dieser Erfolgsgruppe gehören möchten, dann sollten Sie folgendes tun:

 Malen Sie sich Ihre (berufliche) Zukunft aus

Sie können nur dann strategisch Ihre Berufsplanung (und damit auch Ihr Studium und Referendariat) angehen, wenn Sie wissen, wohin Sie wollen, also wenn Sie eine Vision bzw. ein Ziel haben. Einigen Jurastudenten ist schon zu Beginn des Studiums klar, wohin die berufliche Reise geht. Andere sind auch nach dem zweiten Staatsexamen unsicher, welcher Job der passende ist.

Überlegen Sie, welchen Job Sie in 5 Jahren ausüben möchten. In welcher Stadt arbeiten Sie, in welchem Unternehmen bzw. Kanzlei. Mit welchem Inhalt haben Sie es den ganzen Tag zu tun, arbeiten Sie allein oder im Team und wieviel verdienen Sie. Wenn es Ihnen schwer fällt, eine eigene Vision zu entwickeln, dann lohnt es sich, z.B. nach Vorbilder Ausschau zu halten. Wer macht einen Job, den Sie auch gerne ausüben würden? Unterhalten Sie sich mit vielen anderen Juristen und erfahren, wie deren beruflicher Alltag aussieht und welcher davon Sie anspricht.

 Konkretisieren Sie die einzelnen Schritte

Wenn Sie eine – oder auch mehrere – Ideen haben, wo Sie in 5 Jahren beruflich stehen möchten, dann überlegen Sie, was Sie dafür konkret im nächsten Jahr (12 Monate) tun können, um diesem Bild etwas näher zu kommen. Kurzfristige Pläne bis zu einem Jahr nennt man Ziele. Um Ziele auch zu erreichen, sollten Sie diese SMART definieren und dieses Ziel auch schriftlich fixieren. So programmieren Sie Ihr Unterbewusstsein.

S:  Spezifisch-konkret: Was genau möchten Sie in 12 Monaten erreicht haben?

M: Meßbar: Woran messen Sie Ihren Erfolg in den 12 Monaten?

A: Attraktiv: Ist das 12 Monatsziel für Sie wirklich attraktiv?

R: Realistsich: Können Sie Ihr Ziel auch in 12 Monaten erreichen?

T: Terminiert: Bis wann machen Sie was genau?

Wenn Sie z.B. in 5 Jahren Anwalt in der Kanzlei Schmidt & Partner sein möchten, dann definieren Sie genau, was Sie in den nächsten 12 Monaten dafür tun können. Zunächst wird es sicher darum gehen, Ihr Studium und Referendariat erfolgreich zu absolvieren. Da mag der ein oder andere zu sammelnde Schein vielleicht nicht immer motivieren. Mit Blick aber auf Ihre 5 Jahresvision kann das ein oder andere Pflichtprogramm bis dahin vielleicht dann aber mehr als Mittel zum Zweck gesehen werden.

Vielleicht unternehmen Sie aber auch schon im Studium und Referendariat etwas, um Ihrem Berufswunsch näher zu kommen. Möglicherweise nehmen Sie einmal Kontakt zu der Kanzlei auf und informieren sich nach deren Anwaltsprofil. Weiter erkundigen Sie sich vielleicht nach einem möglichen Nebenjob oder Praktikums- oder Referendarplatz. Vielleicht nehmen Sie auch schon an der ein oder anderen offenen Veranstaltung teil, die in der Kanzlei angeboten wird.

Stellen Sie eine TIMELINE auf

Wenn Sie das Jahresziel nach SMART definiert haben, sollten Sie sicher stellen, das Sie an Ihrem Ziel auch in den nächsten 12 Monaten kontinuierlich arbeiten. Dafür nehmen Sie sich ein Blatt Papier und zeichnen darauf einen Zeitstrahl mit 12 Monaten je 4 Wochen. Dann überlegen Sie genau, was genau Sie in den einzelnen Wochen im nächsten Jahr unternehmen möchten, um am Ende des Jahres an Ihrem Ziel angekommen zu sein.

Das hat den Vorteil, dass Sie sich viele kleine einzelne Aktionen vornehmen, die einfach in Ihren Alltag zu integrieren sind und in Summe Sie auch zu Ihrem Jahresziel bringt. Mit dieser Methode können Sie sich auch Ihre Lerninhalte pro Semester in kleine Lerneinheiten unterteilen.

Wichtig ist es, dass Sie sich immer nach dem Erreichen eines Teilziels belohnen, denn Ihre Arbeit sollte sich für Sie auch positiv bemerkbar machen! Und wenn es doch anders kommt?

Dieses Vorgehen ist keinesfalls statisch. Wenn Sie bemerken, dass Ihr Berufswunsch nicht mehr attraktiv für Sie ist oder andere Optionen sich ergeben, können Sie jederzeit Ihre Vision und damit auch Ihr Jahresziel neu definieren.

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Krank im Job?

„Man hat den Eindruck: Eine Depression darf in einer Kanzlei nicht vorkommen“

Depressionen, Ängste, Alkoholmissbrauch: Jedes Jahr erkrankt ein Drittel der Bevölkerung an einer psychischen Störung. Wie man Kranke erkennt und warum Kanzleien sich mit dem Thema befassen sollten, sagt Managementberater und Juristencoach Carmen Schön.

Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen

LTO: Warum ist es Ihrer Ansicht nach wichtig, über psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Beruf zu sprechen?

Carmen Schön: Weil psychische Erkrankungen zunehmen und es immer öfter zu Ausfällen wegen solcher Krankheiten kommt. Für Laien ist das Thema aber schwer zu greifen. Burn-out, Bore-out, Depression – davon hat wohl jeder schon einmal gehört, aber nur wenige kennen sich wirklich aus damit. Hinzu kommt: Wir haben oft Berührungsängste, wenn es um psychische Erkrankungen geht. Nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts erkrankt aber ein Drittel der Bevölkerung pro Jahr an mindestens einer Störung.

LTO: Was sind denn die häufigsten Erkrankungen?

Schön: Nach der Erhebung des Robert-Koch-Instituts sind Angststörungen am häufigsten. Es folgen Alkoholmissbrauch – der kommt ja bekanntlich auch in Anwaltskreisen vor – und Depressionen. Man kann auch unterscheiden in typisch männliche und typisch weibliche Erkrankungen. Beispielsweise sind Angststörungen bei Frauen besonders häufig. Männer dagegen neigen eher als Frauen zu Alkoholmissbrauch.

LTO: Wie zeigen sich solche Angststörungen?

Schön: Angst ist eigentlich sinnvoll und wichtig, sie ist ein Alarmsignal des Körpers. Angst äußert sich in Herzrasen und Unruhe, der Betroffene versucht aus der Situation zu fliehen oder sie von vornherein zu vermeiden. Meist gerät er dabei in einen Teufelskreis: Er bekommt Angst vor der Angst, das führt zu einem Vermeidungsverhalten und zum sozialen Rückzug. Dabei kann das Gehirn Angst nur über einen recht kurzen Zeitraum aushalten, etwa 20 Minuten. Danach beruhigt sich der Körper wieder. Ein Betroffener müsste die Angst also bloß „durchstehen“ – wobei das sicherlich leichter gesagt als getan ist.

„Angst vor Entwertung“ kann das Arbeitsleben unmöglich machen

LTO: Was sind das für Ängste, die Juristen plagen können?

Schön: Die bekanntesten Angststörungen, etwa Höhenangst oder Platzangst, spielen im Berufsleben von Juristen oftmals eine untergeordnete Rolle. Vielmehr sind es Ängste vor Lebensumständen, beispielsweise die Angst, etwas Wichtiges zu vergessen. Auch diese können den Joballtag massiv beeinträchtigen. Das gilt auch für Panik-Störungen, also Angst ohne erkennbaren Anlass, oder soziale Phobien.

Wenn jemand Angst vor Entwertung hat, wird ihm das, was für den Beruf als Anwalt auch wichtig ist, nämlich Netzwerken und Vorträge halten, unmöglich. Das hat nichts mit Lampenfieber zu tun, sondern ist eine ernsthafte Störung. Angststörungen sind aber glücklicherweise relativ leicht behandelbar. Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, sie in den Griff zu kriegen. Dazu werden unter fachkundiger Anleitung Verhaltensänderung erlernt.

Alkoholmissbrauch und Depressionen sind am zweithäufigsten

LTO: Was sind typische Anzeichen für Alkoholismus und Depressionen?

Schön: Beim Alkohol ist die Grenze zwischen Genuss und Abhängigkeit oft nicht leicht zu ziehen. Anders als bei illegalen Drogen ist es ja gesellschaftlich durchaus anerkannt, Alkohol zu trinken. Viele trinken Alkohol zur Entspannung. Wer allerdings nicht mehr ohne seine abendliche Flasche Wein zur Ruhe kommt, der sollte darüber nachdenken, ob das nicht schon der Beginn einer Erkrankung ist. Früher oder später fällt Alkoholmissbrauch auch den Kollegen auf, etwa weil der Abhängige schon morgens nach Alkohol riecht oder sich auffällig benimmt.

Typische Anzeichen für Depressionen sind eine traurige Stimmung, Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Ängste, Unruhe bis hin zu Selbstmordgedanken. Manche Forscher zählen auch das sogenannte Sissi-Syndrom zu den Depressionen. Es wurde nach der Kaiserin Sissi benannt, die an dieser Erkrankung gelitten haben soll. Kennzeichen sind hier etwas, das wir Laien nicht mit Depressionen in Verbindung bringen würden, nämlich beispielsweise Sprunghaftigkeit, körperliche Hyperaktivität und Stimmungsschwankungen, die bis hin zur Manie gehen.

Das Gespräch suchen, Hilfe holen

2/2 „Gesund ist, wer lieben und arbeiten kann“

Noch ein Wort zu den Zwangsstörungen, die auch sehr häufig vorkommen: Hier hat der Betroffene den Drang, bestimmte Dinge zu tun oder zu denken. Typische Anzeichen sind etwa ein wahnsinnig ordentlich aufgeräumter Schreibtisch, oder auch bestimmte Rituale, etwa wenn Sprüche oder Handlungen wiederholt werden müssen. Kontrollzwang, Ordnungszwang oder Waschzwang sind bekannte Zwangsstörungen.

LTO: Ein ordentlicher Schreibtisch ist ja zunächst nichts Schlimmes, sondern sogar wünschenswert. Woran erkennt man als Vorgesetzter oder Kollege, dass der Mitarbeiter unter einer psychischen Erkrankung leidet?

Schön: Sigmund Freud sagte sinngemäß: Gesund ist, wer lieben und arbeiten kann. Das ist eine simple Definition und klingt sicher etwas pathetisch. Aber Kranke werden tatsächlich auffällig: Die Arbeitsleistung wird schlechter und ein Vermeidungsverhalten setzt ein. Man kann soziale Veränderungen an dem Erkrankten beobachten, etwa fällt auf, dass er Meetings meidet und sich aus dem Team zurückzieht. Eine Diagnose kann man als Vorgesetzter natürlich nicht stellen, das ist auch für Ärzte oftmals nicht leicht. Aber wichtig wäre es, das Gespräch mit dem Mitarbeiter zu suchen und vielleicht einen Arbeitsmediziner – wenn man denn einen in der Kanzlei oder im Unternehmen hat – zu Rate ziehen.

Das Gespräch suchen, fachkundige Hilfe holen

LTO: Wie geht man so ein Gespräch am besten an?

Schön: Der Partner sollte im ersten Schritt beschreiben, welche Veränderung ihm an seinem Mitarbeiter aufgefallen ist und ihn dann im zweiten Schritt nach seiner Wahrnehmung fragen. Stellt sich heraus, dass der Mitarbeiter auch ein Problem erkannt hat, kann von externer Stelle Hilfe eingeholt werden. Wehrt der Mitarbeiter aber ab, dann ist fraglich, ob der Vorgesetzte viel tun kann. Denn wenn der Betroffene es gar nicht will, kann man ihm leider nicht helfen.

Manchmal sind Mitarbeiter einfach auch nur traurig, ohne depressiv zu sein, etwa beim Tod eines nahestehenden Menschen oder nach einer Trennung. Solch eine Trauerphase kann ein Jahr dauern. Eine Therapie ist dabei zwar meist nicht nötig, aber es kann helfen, den Mitarbeiter eventuell für ein paar Monate zu entlasten.

„Psychische Erkrankungen sind vielerorts stigmatisiert“

LTO: Dann sollte der Mitarbeiter seinem Vorgesetzten einfach sagen, wenn es ihm schlecht geht?

Schön: Wenn das Vertrauensverhältnis stabil genug ist, kann es sich lohnen, dem Arbeitgeber von der schwierigen persönlichen Situation zu berichten und um Entlastung zu bitten. Allerdings sind psychische Erkrankungen nach wie vor vielerorts stigmatisiert. Man hat ja oft den Eindruck, dass so etwas wie eine Depression in einer Kanzlei einfach nicht vorkommen darf.

LTO: Wobei ja inzwischen doch häufiger über psychische Erkrankungen gesprochen wird als früher…

Schön: Ich denke, das liegt daran, dass psychische Erkrankungen zunehmen und ein Stück weit auch gesellschaftsfähig geworden. Depressionen und Abhängigkeiten gab es natürlich schon immer, aber heutzutage redet man durchaus darüber. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir mit unserem Bemühen um Selbstoptimierung auch verstärkt auf unsere Gesundheit achten. Es wäre deswegen wünschenswert, dass Kanzleien als Arbeitgeber das Thema im Blick haben und sich informieren. Das ist auch ein Kulturfrage, denn sie würden damit vermitteln: Wir passen aufeinander auf und kümmern uns.

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