Virtuelle Führung in Corona-Zeiten

Virtuelle Führung in Corona-Zeiten

 

Für viele Partner und Associates stellte sich in den letzten Wochen die Frage, wie das WIR Gefühl des Teams trotz Homeoffice aufrechterhalten werden kann. Zwar ist Anwälten die Führung auf Distanz aufgrund standortübergreifendem Arbeiten nicht ganz neu, dennoch stellt die Corona-Zeit eine besondere Herausforderung dar. Wie genau sieht eine gute virtuelle Führung aus und was kann man als Associate tun, um den Partner in seiner Führungsarbeit zu unterstützen`?

 

Kommunikation als wesentliches Führungswerkzeug

Auch in digitalen Welten bleibt eine gelunge Kommunikation das wichtigste Führungswerkzeug. Und nicht allen Partnern gelingt es, hier einen für alle Seiten guten Weg zu finden. Basis hierfür ist zunächst eine klare Regelung, die auch gerne schriftlich fixiert werden kann. Folgendes sollte diese Regelung enthalten:

 

  • Wie häufig findet ein gemeinsamer virtueller Austausch statt?
  • Wer genau nimmt daran teil?
  • Wie lange sind diese Team Calls angesetzt?
  • Sind auch One-to-One Gespräche möglich?
  • Wie wird mit Konflikten in der virtuellen Zusammenarbeit umgegangen?
  • Finden in dieser Zeit auch anstehende Mitarbeitergespräche etc. statt?
  • Wann dürfen wir wieder ins Büro?

 

 

Für viele Partner hat es sich sehr bewährt, ein- bis zweimal pro Tag (morgens und ggfs. abends) einen Team Call aufzusetzen. Hier sollte es nicht nur um fachliche Themen gehen. Gerade in Zeiten wir Corona ist es wichtig, sich auch Zeit für persönliche Gespräche zu nehmen, denn nicht jeder Mitarbeiter genießt die Zeit im Homeoffice. Viele Associates machen sich Gedanken und Sorgen um ihren Arbeitsplatz oder fühlen sich im Home-Office einsam. Gerade „frisch“ eingestiegene Mitarbeiter, die die Kanzleikultur noch nicht kennen, fehlen die entsprechenden Anker und sie wissen nicht, an wen genau sie sich im Alltag bei Fragen wenden können. Der ein oder andere Mitarbeiter wird sich in diesen Zeiten auch mit der Frage beschäftigen, ob der aktuelle Karriereweg der richtige für ihn ist. Als Partner ist es daher sehr wichtig, auch jetzt eng an den Mitarbeiter dran zu sein und zu wissen, über welche Themen genau sie sich Gedanken machen.

 

Auch der „virtuelle coffee break“ nachmittags um 17.00 kommt bei den meisten Mitarbeitern als freiwilliges Angebot sehr gut an. Dieses Engagement fordert in der Tat einen hohen zeitlichen Einsatz. Wenn man aber mal die Zeiten addiert, die im Office täglich in der Kaffeeküche, auf dem Flur oder beim Mittagessen aufgewendet wird, ist es sicherlich kein höheres zeitliches Engagement.

 

Sollte der Partner diese klaren Kommunikationsregeln nicht aufstellen, so kann natürlich auch jeder Associate die Ideen hierzu einbringen und den Partner bitten, dieses umzusetzen.

 

Das WIR Gefühl aufrechterhalten

 

Sollte der Teamzusammenhalt schon vor der Corona-Zeit nicht optimal sein, so wird die virtuelle Zusammenarbeit dieses sicher nicht verbessern. Dennoch ist es nie zu spät, auch virtuell mit der Teamentwicklung zu beginnen.

 

Als Partner muss man nicht sofort die Antwort darauf kennen, wie der Teamzusammenhalt in der virtuellen Zusammenarbeit funktioniert. Manchmal kann es hilfreich sein, diese Fragen an das Team zu geben. „Was genau können wir aktuell tun, damit sie sich im Team wohl fühlen? Was genau erwarten Sie von mir als Partner in diesen Zeiten? Diese Fragen sind kein Ausdruck von Schwäche, sondern zeigen, dass der Partner an den Ideen und Erwartungen seiner Mitarbeiter Interesse hat.

 

Virtuelle Bewerbungsgespräche und Onboarding

 

Auch in Corona-Zeiten werden sich neue Mitarbeiter vorstellen und sogar in die Kanzlei einsteigen. Dieses zumindest punktuell virtuell abzubilden ist sicher nicht ganz einfach, aber möglich. Bewerbungsgespräche via Skype, Webex, zoom oder Microsoft Teams bedeutet, die Körpersprache des Kandidaten nur bedingt wahrnehmen zu können. Mimik und Gestik ist nicht ganz so klar erkennbar wie in einem Präsenzmeeting. Daher ist es wichtig, sich genau auf das Gespräch zu konzentrieren.

 

Im Onboarding wiederum ist auch die Kommunikation der wesentliche Erfolgsfaktor. In einem Call oder Videokonferenz ist klar zu definieren, wie genau die virtuelle Einarbeitung stattfinden wird. Hierzu gehören Punkte wie:

 

 

  • Gibt es einen konkreten Zeitplan für die einzelnen Schritte?
  • In welcher Form findet Kommunikation und Austausch statt?
  • Wie oft darf nachgefragt werden?
  • Wer sind die Kollegen, die sich um den neuen Mitarbeiter kümmern?
  • Gibt es sonstige Kanzleiregeln, die zu beachten sind?
  • An wen wende ich mich als neuer Mitarbeiter, wen ich Probleme habe?

 

 

Auch diese Punkte sollten schriftlich fixiert und den neuen Kollegen zugeschickt werden.

 

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass virtuelle Führung in Corona-Zeiten durchaus zeitaufwendig ist. Dennoch bietet es die Chance, die eigenen Führungsqualitäten als Partner noch einmal auf den besonderen Prüfstand zu stellen und sich selbst zu reflektieren, wie sehr man in der Lage ist, Mitarbeiter zu führen und an sich zu binden und diese Erkenntnisse in die Präsenzarbeit mitzunehmen.

 

 

 


Zu wenig Zeit?

Ständige Unterbrechungen bei der Arbeit oder zu lange in der Kaffeeküche vertrödelt? Anwälte geraten gerne einmal in Zeitnot. Ich möchte Ihnen erläutern, warum es für ein gelungenes Zeitmanagement zuerst einmal ein Ziel braucht.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für gelingendes Zeitmanagement ist es, sich ein (berufliches) Ziel zu setzen. Nur dann können Sie Ihre Zeit konsequent ausrichten. Machen Sie sich also zuerst klar, welches Ziel sie mit Ihrer aktuellen Arbeit überhaupt erreichen wollen. Möchten Sie zunächst einmal die Probezeit überstehen, sich fachlich in ein Thema einarbeiten, viele abrechenbare Stunden produzieren oder sich für den  Partnertrack empfehlen?

Überlegen Sie dann sich Maßnahmen, mit denen Sie dieses Hauptziel erreichen. Ein Negativbeispiel: Jemand möchte unbedingt Partner werden und arbeitet verbissen vor sich hin, vergisst aber, dass Networking auch sehr wichtig ist fürdie Beförderung und plant dafür keine Zeit ein.

Entleeren Sie Ihren Kopf

Oft schwirren uns viele Dinge im Kopf herum. Wichtig ist es, unseren Kopf mindestens einmal am Tag zu entleeren und für alle Themen eine entsprechende Schublade zu finden, in die wir sie parken können. Finden Sie eine Form, wie Sie diese Dinge strukturieren. Nehmen Sie dazu ein weißes Blatt Papier, und schreiben dort zunächst alle Themen auf, die Sie zu berücksichtigen oder zu bearbeiten haben. Täglich wiederholende Aufgaben, monatlich anfallende Themen, neue Ideenund so weiter. Definieren Sie für alles eine Schublade und nehmen Sie sich vor, Ihre Gedanken im Kopf mindestens einmal am Tag zu entleeren und in diese Schubladen einzuordnen. Für spontane Ideen ohne Frist eignet sich zum Beispiel. ein Blatt mit der Überschrift „Für irgendwann mal“.Diesen Zettel können Sie regelmäßig – etwa einmal im Monat – hervorholen und sich Ihre Projekte angehen und eventuell neu priorisieren.

Finden Sie die Zeitfresser

Ein großes Problem ist Zeit, die falsch investiert wird. Fragen Sie sich: Wo verliere ich Zeit? Was raubt mir meine Zeit? Verquatschen Sie sich vielleicht oft mit Kollegen in der Kaffeeküche? Oder lassen Sie Störungen zu und können so nur schwer konzentriert arbeiten? Erstellen Sie eine Woche lang ein Timesheet für jeden Arbeitstag: Notieren Sie, was Sie wann erledigen und wie lange Sie dafür brauchen. So finden Sie Ihre Zeitfresser.

In einem nächsten Schritt überlegen Sie sich, wie Sie effizienter werden können. Setzen Sie sich beispielsweise feste Zeiten, in denen Sie ungestört arbeiten und Zeiten, in denen Sie mit Ihren Kollegen plaudern.

Erstellen Sie Zeitpläne

Notieren Sie in einem Wochen- und Monatsplan feste Termine. Das können etwa Besprechungen sein, aber auch Zeitfenster für ein Projekt wie eine Dissertation. Diese Termine sind nicht verhandelbar.

Nun verteilen Sie Ihre variable Zeit. Überlegen Sie sich zunächst, wie viele feste Termine Sie an einem Tag einplanen können. Wer seinen Kalender von 9 bis 17 Uhr streng durchplant, wird in Zeitnot kommen, sobald etwas Unvorhergesehenes passiert. Planen Sie deswegen 20 bis 40 Prozent Ihrer Arbeitszeit pro Tag als Puffer ein.

Passen Sie die Wochen- und Monatspläne an den Jahresablauf in Ihrer Kanzlei oder im Unternehmen an – denken Sie beispielsweise an das Jahresendgeschäft oderan wichtige, wiederkehrende Termine wie Fachmessen.

Arbeiten Sie nicht gegen Ihren Biorhythmus. Die meisten Menschen sind am Vormittag und am späten Nachmittag, manche auch spätabends besonders leistungsfähig. In diesen Zeiten sollten Sie ein bis zwei wichtige Aufgaben erledigen. Weniger wichtige Projekte können Sie in den anderen Zeiten erledigen. Planen Sie – schon allein aus Gründen der Work-Life-Balance – täglich eine feste Mittagspause ein.

Überprüfen Sie Ihre Zeitpläne regelmäßig auf Machbarkeit und Sinnhaftigkeit.

Typische Fallen

Perfektionismus schafft Zeitnot. Denken Sie an das Pareto-Prinzip: Mit 20 Prozent des Aufwands erreichen Sie 80 Prozent der Leistung. Überlegen Sie also genau, ob Sie wirklich immer 100 Prozent bringen müssen. Manchmal zahltsich der Aufwand nicht aus.

Der Sägeblatt-Effekt: Wenn Sie bei der Arbeit unterbrochen werden, dauert es eine Weile, bis die Konzentration wieder ihren Höhepunkt erreicht. Bei vielen Unterbrechungen sieht die Leistungskurve wie ein Sägeblatt aus, Sie brauchen entsprechend länger, um die Aufgabe zu erledigen. Versuchen Sie Zeiten zu finden, in denen Sie ungestört sind.

Falsche Zeiteinschätzung: Wer seine Zeit zu optimistisch verplant, ist oft frustriert, wenn er in Zeitnot gerät. Um in Zukunft realistischerzu planen, finden Sie zunächst heraus, wie viel Zeit Sie für bestimmte Projekte tatsächlich benötigen. Erstellen Sie dazu beispielsweise eine Woche lang ein Timesheet für jede Ihrer Aufgaben. So können Sie gut vergleichen, wie viel Zeit Sie für ein Projekt eingeplant hatten und wie lange es tatsächlich gedauert hat. Planen Sie Puffer ein.

Nicht Delegieren: Überlegen Sie genau, welche Aufgaben Sie wirklich selbst erledigen müssen und was Sie an wissenschaftliche Mitarbeiter, Referendare oder Fachabteilungendelegieren können.

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Umgang mit schwierigen Chefs

Zur Führungskraft wird man meistens aufgrund von fachlicher Leistung oder geschickter Selbstpräsentation. Doch nicht jeder erstklassige Fachmann oder geschickte Self-Manager ist auch gut darin, Mitarbeiter zu führen. Darum kommt es bei manchen Chefs immer wieder zu Problemen mit den Angestellten.

Wir haben die Managementberaterin Carmen Schön gebeten, uns zu erklären, wie man sich als Angestellter in diesem ungleichen Kampf am geschicktesten verhält. Denn ein Streit mit dem Chef kann mit etwas Pech auf dem Arbeitsamt enden. Die Probleme sind so vielfältig wie die Menschen dahinter, aber es gibt doch Muster, die immer wiederkehren. Je nachdem, um was für einen Typ Chef es sich handelt,  gibt es bessere und schlechtere Strategien, mit ihr oder ihm umzugehen. Klickt euch durch die Slideshow, um die Empfehlungen der Karriere-Beraterin zu lesen.

Der cholerische Chef

„Ein cholerischer Chef hat seine Emotionen nicht im Griff und gibt sie ungefiltert an seine Mitarbeiter weiter. Diese sind ein Stück weit der Stimmung der Führungskraft ausgeliefert“, sagt Carmen Schön.

Die Managerberaterin rät im Umgang mit solchen Führungskräften zur Dissoziation: „Ganz wichtig ist, dass der Mitarbeiter sich abgrenzt und versucht, sich die Reaktion des Chefs nicht zu Herzen zu nehmen.“ Auf keinen Fall sollte man Öl ins Feuer gießen, indem man während des Wutanfalls des Chefs in das Geschrei einsteigt. Aussitzen heißt die Devise.

„Man sollte es aber nur so weit über sich ergehen lassen, wie es einem damit noch gut geht. Man muss sich nicht alles gefallen lassen. Aber ich würde grundsätzlich versuchen, mich nicht mit dem Chef zu streiten, sondern mich dissoziieren, den Chef ausschreien zu lassen und dann versuchen, auf einer soliden Basis wieder miteinander umzugehen.“ Merkt man aber, dass man durch die Beschimpfungen des Chefs immer kleiner wird und sich schlecht fühlt, rät Schön, eine Pause einzulegen. Man könnte zum Beispiel sagen: „Ich glaube, das bringt uns jetzt nicht weiter. Lassen Sie uns in einer Stunde noch mal darüber sprechen.“

Der intrigante Chef

Manche Chefs spinnen Intrigen auf Kosten ihrer Mitarbeiter, verkaufen zum Beispiel beim Geschäftsführer die Arbeit der anderen als ihre eigene oder spielen Kollegen gegeneinander aus.

Carmen Schön empfiehlt Angestellten eines solchen Chefs, so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, also nichts von sich preiszugeben, über das nicht unbedingt gesprochen werden muss. Dringend sollte man jede Information überprüfen, die man von dem Intriganten erhält. „Es kann ja sein, dass der Chef ganz bewusst eine Falle stellt“, sagt die Beraterin. Man sollte sich darum Gedanken darüber machen, wie man sich absichern kann, zum Beispiel durch E-Mails, die Gespräche zusammenfassen, oder Rückfragen bei Kollegen. Auch, wenn man seine Kollegen als Rückversicherung nutzt, sollte man aber aufpassen, was man sagt, so Schön: „Ganz generell sollte man sich nicht zum Spielball machen lassen und auch gegenüber Dritten keinen Kommentar abgeben. Wenn ich mit anderen spreche, beginnen sich Lager zu bilden. Der Chef wird wahrscheinlich darauf einsteigen und man schaukelt die ganze Geschichte unnötig hoch.“

Mittelfristig sollte man den Bereich wechseln, um sich einer solchen Person nicht auszusetzen.

„Menschen, die wirklich böse sind, und Spaß daran haben, andere in die Pfanne zu hauen, sollte man besser meiden“, sagt die Expertin. „Es sei denn, man hat Lust, in das Spiel einzusteigen. Dann sollte man sich aber darüber im Klaren sein, dass man leicht den Kürzeren ziehen kann.“

Der schwache Chef

Manche Führungskräfte spielen gern den Spaßvogel vor der Belegschaft. Solange dabei niemand zum Opfer wird, wird sich darüber kaum jemand beschweren. Anders sieht es aber aus, wenn der Chef einen bestimmten Mitarbeiter auf dem Kieker hat und ihn gerne vor seinen Kollegen lächerlich macht.

Solches Gebaren ist nach Aussage der Managerberaterin ein eindeutiges Zeichen dafür, dass man es mit einem schwachen Chef zu tun hat: „Man sollte sich klarmachen, dass hinter diesem Verhalten ein sehr kleiner Mensch steht. Er muss sich selbst erhöhen, indem er andere klein macht.“ Allein diese Erkenntnis mag vielen schon helfen, die sich immer wieder von ihrem Chef vorgeführt und bloßgestellt fühlen. Der Übeltäter hat möglicherweise viel mehr Angst als man selbst.

In solchen Situationen kann man zwischen zwei Vorgehensweisen wählen, die Erfolg versprechen:

Die „Helmut-Kohl-Methode“ ist für Stoiker geeignet — die Beleidigungen werden einfach ignoriert, man lässt sie durch die Ohren rauschen und macht gar nichts.

Man nutzt so die Erkenntnis, dass nur als Opfer ausgewählt wird, wer sich wie ein Opfer verhält. Darum werden meistens Einzelgänger von den schwachen Vorgesetzten bloßgestellt.

Reagiert man nicht wie erwartet, macht es schon nach kurzer Zeit keinen Spaß mehr und der Aggressor wird sich ein neues Opfer suchen. Natürlich fühlt man sich nicht unbedingt besser, wenn man Bloßstellungen einfach ignoriert. Dann kann man es auch mit einer anderen Methode versuchen. Mit Schlagfertigkeit lässt sich der Spieß umdrehen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. „Nicht jeder ist schlagfertig. Es kommt einfach darauf an, ob mir in dieser Situation etwas Gutes einfällt“, sagt Carmen Schön. „Es muss aber etwas sein, wodurch der Chef nicht sein Gesicht verliert. Denn in dem Fall wird er sofort zurückschießen.“

Trotzdem muss aber deutlich werden, dass man auch Stärke hat und er aufpassen sollte. Bei der Wahl der Reaktion ist also Fingerspitzengefühl gefragt.

Oder aber, man überlässt die Reaktion einem anderen. „Gut ist es, wenn der Vorgesetzte merkt, dass ich Verbündete habe, die mir im Zweifelsfall beistehen. Meistens werden ja Leute ausgewählt, die eher Einzelgänger sind und von der Gruppe ausgelacht werden.“

Geht das Verhalten des Vorgesetzten Richtung Mobbing, sollte man versuchen, feinsäuberlich alles zu dokumentieren. Notfalls kann man den Chef des eigenen Vorgesetzten einschalten, aber auch hier ist Vorsicht geboten. Man sollte vorher sicherstellen, dass die beiden nicht politisch miteinander verbandelt sind und man sich deshalb mit seiner Beschwerde nur noch mehr Feinde macht.

Der unerfahrene Chef

„Ganz wichtig ist, dass man einen unerfahrenen Chef sozusagen ‚von unten führt‘, ohne dass er das Gefühl bekommt, nicht als Chef respektiert zu werden“, sagt Carmen Schön.

Die Haltung, ihn auch in seiner Unerfahrenheit zu akzeptieren, ist unerlässlich. Er darf niemals das Gefühl bekommen, dass man sich über ihn lustig macht. Stattdessen sollte man ihn stärken, auch zum Beispiel, indem man ihm Lösungsvorschläge macht und ihm einige Sorgen abnimmt. So entsteht eine Win-win-Situation.

„Manchmal ist man sauer und denkt, den Job hätte man selbst besser übernehmen können. Aber ich würde sagen, derjenige ist aus gutem Grund Chef, denn entweder hat er politisch besser gearbeitet oder er hat besseres Fachwissen“, sagt die Expertin. Das sollte man akzeptieren und für sich das Beste daraus machen.

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Erfolgreich Gespräche führen

Flammende Plädoyers, überzeugende Vorträge und eine exzellente Gesprächsführung – so werden Juristen gerne in den Medien dargestellt. Die Praxis zeigt aber, dass sich viele (angehende) Juristen mit einer klaren und zielorientierten Kommunikation schwer tun.

Kein Wunder, das Studium und Referendariat zielt darauf ab, logisch und strukturiert zu denken und viel Wissen anzuhäufen. Weniger im Fokus steht dabei, Gespräche erfolgreich zu gestalten und es „menscheln“ zu lassen. Aber was nützt jegliches Wissen, wenn man es in einem Gespräch nicht erfolgreich anbringen kann und nicht in der Lage ist, sympathisch und angenehm rüberzukommen? Was genau macht ein gutes Gespräch aus? 7 Regeln, die Sie beachten sollten:

Jedes Gespräch hat ein Ziel

Vor jedem Gespräch sollten Sie sich kurz darüber Gedanken machen, was genau Sie eigentlich erreichen möchte. Geht es darum, jemanden zu informieren, zu motivieren oder zu überzeugen? Und wieviel „Gegenwind“ erwarten Sie von der anderen Seite? Je nach Ihrem Ziel, sieht auch Ihr Gesprächsaufbau anders aus.

Argumente (auch die des Anderen) vorbereiten

Sie möchten in dem Gespräch Ihren Standpunkt vertreten oder für Ihre Meinung werben. Um zu überzeugen, benötigen Sie Argumente. Legen Sie sich diese vor dem Gespräch zurecht und versetzen Sie sich dabei auch in die Lage des anderen. Welche Argumente wird er anbringen und wie können Sie auf diese eingehen? Welche Bedürfnisse verfolgen Sie und auch Ihr Gesprächspartner?

Atmosphäre aufbauen

Jedes erfolgreiche Gespräch basiert zunächst immer erst einmal auf einer angenehmen und passenden Stimmung und Atmosphäre. Ist der Zeitpunkt, Raum oder auch die Teamkonstellation der Gesprächspartner nicht angemessen, kann der Erfolg des Gesprächs schon von Anfang an gefährdet sein. Dabei sollten Sie auch beachten, dass nicht die Argumente allein den anderen überzeugen, sondern auch die Beziehung, die er zu Ihnen aufgebaut hat. Mag man sich, so ist man gemeinsam daran interessiert, eine gute Lösung für beide Seiten zu verfolgen. Ist einem der andere von Anfang an unsympathisch, gibt man sich deutlich weniger Mühe.

Achten Sie daher in jedem Gespräch darauf, zunächst eine angenehme und tragfähige Beziehung aufzubauen. Ist diese vorhanden, läßt sich besser – auch in heiklen Gesprächen – gemeinsam nach einer Lösung suchen.

Wer fragt, der führt

Gerade (angehende) Juristen fühlen sich häufig in Gesprächen unter Druck, viel sprechen – und damit ihr Wissen zeigen – zu müssen. Dabei ist es häufig viel erfolgreicher, zunächst zuzuhören und aktiv Fragen zu stellen, um den Standpunkt und die Bedürfnisse des anderen zu verstehen. Wenn Sie etwas vom anderen erfahren wollen, dann achten Sie darauf, die so genannten „W“ Fragen anzuwenden. „W“Fragen sind solche, die mit diesem Buchstaben beginnen: Was, wie, wann, warum etc. Hören Sie aktiv zu und unterbrechen Sie den anderen nicht.

Vergessen Sie die Lösung nicht

Achten Sie am Schluß jedes Gesprächs immer darauf, ob Sie das Ziel erreicht haben, was Sie damit verfolgt haben. Manchmal vergißt man im Eifer des Gefechts, die Ergebnisse und nächsten klaren Schritte, die sich aus dem Gespräch ergeben, zusammenzufassen.

Verbindliches Verabschieden

Nicht nur die Beziehung am Anfang eines Gesprächs zu Ihrem Gesprächspartner ist wichtig. Menschen achten auch darauf, in welcher Form eine Unterhaltung und Kommunikation beendet wird. Nehmen Sie sich am Ende immer etwas Zeit, Small Talk zu betreiben und zeigen Sie dem anderen, dass Sie nicht nur wegen dem Inhalt mit ihm gesprochen haben – sondern ihn auch als Mensch wahrnehmen.

Nach dem Gespräch: Umsetzen

Nach jedem Gespräch sollten Sie Taten folgen lassen. Achten Sie darauf, dass Sie Punkte, die Sie dem Gesprächspartner versprochen haben, auch umsetzen. Skizzieren Sie sich kurz die To Dos, die sich aus dem Gespräch ergeben haben.

Denken Sie daran: Es ist nicht nur wichtig, was Sie zu sagen haben – entscheidend ist oftmals WIE Sie es vortragen.

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Welcher Karrieretyp bin ich?

Anwalt, Richter, Unternehmensjurist oder eine ganz andere Tätigkeit? Zahlreiche Persönlichkeitstests geben uns das Versprechen, den für uns passenden Karriereweg zu finden. Aber was genau bedeutet das eigentlich? Gibt es so etwas wie eine eigene Karriere DNA? Wie können Sie feststellen, welcher Karrieretyp Sie sind und welcher berufliche Weg der für Sie richtige ist?

Sicher kennen Sie das – einige Kollegen wissen schon im Studium oder Referendariat, welcher Job der für sie passende ist und man ist beeindruckt (und manchmal ein klein wenig neidisch), wie klar diese ihren Weg gehen. Andere machen sich darüber erst Gedanken, wenn die erste(n) berufliche(n) Station(en) erfolgreich absolviert wurden und sich die Frage stellt, wie es weitergeht. Wie ist es nun richtig und was können Sie tun, um den für Sie passenden Job zu finden?

Um es gleich vorweg zu nehmen, es gibt nicht den einen passenden Job für alle! Karriere ist heutzutage mehr als ein sechsstelliges Gehalt, ein Loft im angesagten Stadtteil und ein entsprechendes KFZ vor der Tür. Es geht vielen Juristen heute nicht mehr nur darum, den prestige-/statusträchtigsten und bestbezahltesten Job zu bekommen, sondern, eine berufliche Aufgabe zu finden, die zur eigenen Zufriedenheit beiträgt und mit dem geplanten persönlichen Lebensentwurf im Einklang steht.

Wer sind Sie und was ist Ihnen in Ihrem Leben wichtig?

Wir alle streben nach dem einem – wir möchten ein glückliches und zufriedenes (Berufs-)leben führen. Berufliche Zufriedenheit stellt sich aber nur dann ein, wenn wir einen Job finden, der im Einklang mit unseren persönlichen Werten steht. Unsere Werte/Lebensmotive bilden das Fundament unseres Lebenshauses, und eine Säule, die darauf fußt, ist die des Berufes (daneben gibt es die Säulen der sozialen Beziehungen wie Familie und Freunde, Hobbies, Gesundheit und Lebenssinn).

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, was Ihnen wichtig ist? Welchen Wert verfolgen Sie beruflich in Ihrem Leben? Womit möchten Sie sich 8-14 Stunden am Tag beschäftigen? Streben Sie nach Macht und Status, suchen Sie teamorientiertes Arbeiten oder ist Ihnen Ihre Unabhängigkeit oder tägliche Abwechslung wichtig? Wir unterscheiden 12 Lebensmotive und jeder von uns priorisiert diese in einer anderen Art und Weise. Wenn Sie den für Sie „richtigen“ Job finden möchten, dann sollten Sie mit dieser Überlegung beginnen und feststellen, was Ihnen in Ihrer beruflichen Tätigkeit am wichtigsten ist – und sich einen Job suchen, der dieses verspricht.

Welches (berufliche) Ziel verfolgen Sie?

Was möchten Sie beruflich erreichen? Welches Ziel verfolgen Sie? Dieses wird sich schon aus Ihren Werte Priorisierungen ergeben. Statusmenschen verfolgen häufig das Ziel, hierarchisch in einem Unternehmen aufsteigen zu können und große Entscheidungen fällen zu können, Menschen, denen Freizeit und Familie wichtig ist, suchen sich einen Job, in dem sie einen geregelten Arbeitsalltag leben können. Nehmen Sie sich ein weißes Stück Papier und scheiben oder zeichnen einmal, wie Ihre Vision aussieht. Wie möchten Sie in 5-10 Jahren arbeiten? In welcher Stadt wohnen Sie? Wie sieht das Unternehmen aus? Mit wie vielen Menschen – und mit welchen – arbeiten Sie zusammen? Was verdienen Sie und mit welcher Thematik beschäftigen Sie sich den ganzen Tag? Dieses Bild kann Ihnen eine weitere Idee geben, welcher der juristischen, oder auch nicht juristischen Berufe der für Sie passende ist.

Welche Stärken können Sie einbringen?

Stärken stärken! Nach diesem Motto leben und trainieren Hochleistungssportler. Und das sollten Sie auch tun!

Einen Job zu finden, der im Einklang mit Ihren persönlichen Werten und Zielen steht, ist das eine. Sinnvoll ist es bei der eigenen Karriereplanung aber auch, einen Karriereweg zu wählen, der im Einklang mit Ihren Stärken steht. Formulieren Sie auf einem weißen Stück Papier Ihr persönliches Kompetenzprofil. Listen Sie auf, über welche fachlichen und persönlich-sozialen Stärken Sie verfügen. Was fällt Ihnen leicht und wo bekommen Sie immer wieder gutes Feedback? Das sind Ihre Stärken und diese sollten Sie weiter ausbauen und in Ihrer Planung berücksichtigen.

Wenn Sie z.B. sehr exakt und in die Tiefe arbeiten, kann die Expertenlaufbahn für Sie die richtige sein. Sollten Sie gut im Aufbau von Beziehungen sein und Menschen begeistern und überzeugen können, dann kann eine Karrierelaufbahn sinnvoll sein, wo Sie viel in Kontakt mit anderen Menschen stehen.

Denken Sie immer daran, keiner der Karrierewege ist besser oder schlechter als der andere. Es sollte nur einen Maßstab für Sie geben – und das ist der Ihrer persönlichen Zufriedenheit. Wenn Sie danach handeln, werden Sie dauerhaft mit Freude und Engagement Ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Und Erfolg wird sich von alleine einstellen!

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Richtig Netzwerken

Eine Roadshow für die eigene Karriere, wöchentliches Kaffeetrinken mit den Kollegen und gute Kontakte in das Sekretariat. Karriereberaterin Carmen Schön erklärt, warum all das genauso wichtig ist wie ein guter Draht zum Vorgesetzten. Vier Tipps, wie man ein berufliches Netzwerk aufbaut und pflegt. mehr

Eine Roadshow für die eigene Karriere, wöchentliches Kaffeetrinken mit den Kollegen und gute Kontakte in das Sekretariat. Karriereberaterin Carmen Schön erklärt, warum all das genauso wichtig ist wie ein guter Draht zum Vorgesetzten. Vier Tipps, wie man ein berufliches Netzwerk aufbaut und pflegt.

Wie jedes Unternehmen ist eine Kanzlei ein System, das aus verschiedenen Bereichen besteht. Um das bestmögliche Produkt herzustellen, in diesem Fall die bestmögliche Beratungsleistung, ist das System darauf angewiesen, dass sich die Mitarbeiter vernetzen und ihr Know-how austauschen.

Soweit die Kanzleisicht. Als Mitarbeiter gilt: Karriereoptionen erarbeitet man sich nicht nur über Wissen und Können. Wer Karriere machen will, muss Förderer finden und diesen zeigen, welchen Beitrag er für die Kanzlei leistet.Richtig

Mit wem vernetzen?

Viele Anwälte glauben, dass es mit Blick auf ihre Karriere genügt, sich mit ihrem Vorgesetzten gut zu stellen. Aber ein gutes Netzwerk dehnt sich in alle Richtungen aus.

Vor allem das Sekretariat sollten Sie nicht vergessen, denn es ist das Nadelöhr, wenn es darum geht, ihre Leistung im besten Licht zu präsentieren. Ähnliches gilt für wissenschaftliche Mitarbeiter oder Referendare, die Ihnen zuarbeiten. Wenn diese sich von Ihnen nicht wertgeschätzt fühlen, bringen sie ihre Leistung nicht – und das fällt negativ auf Sie zurück, weil Sie Ihre Arbeit nicht bestmöglich erledigen können.

Viele junge Anwälte konkurrieren außerdem stark untereinander und fahren schnell die Ellbogen aus. Das allerdings kommt intern selten gut an, weil eine Kanzlei Wert darauf legen muss, dass ihre Mitarbeiter kooperieren. Außerdem kann ein Austausch unter Kollegen zu Themen wie Gehalt, Weiterbildung oder dem Umgang mit dem Partner sehr hilfreich sein. Wer zu schnell auf Konkurrenz geht, schneidet sich davon ab.

Freundschaftliche Beziehungen mit den sogenannten Business Services aufzubauen, fällt vielen Juristen schwer. Ein häufiges Vorurteil ist, dass diese Abteilungen in den Augen der Juristen keinen direkten Beitrag zum Kanzleierfolg in Form von Billable Hours leisten.

Allerdings sollten Sie lernen, die gesamte Wertschöpfungskette in der Kanzlei zu nutzen. Das Business Development oder Marketing kann sehr hilfreich sein, etwa wenn es darum geht, einen Pitch vorzubereiten, etwas über einen Mandanten zu recherchieren oder eine Präsentation zu erstellen. Von der Personalabteilung erhalten Sie beispielsweise Informationen über Fort- und Weiterbildungen. Wenn Sie ihr Netzwerk in der Hierarchiebene nach oben ausweiten wollen, dann vernetzen Sie sich nicht nur mit Ihrem Partner, sondern auch mit anderen Partnern, Standortleitern, dem Kanzleimanagement und anderen einflussreichen Anwälten in der Kanzlei.

Wie vernetzen?

In jeder Kanzlei gibt es unterschiedliche Plattformen, sogenannte Touchpoints. Die eher informellen Touchpoints, bei denen sich die Möglichkeit zum Netzwerken bietet, sind etwa die Kaffeeküche oder Lunchmöglichkeiten. Manche Kanzleien treffen sich auch am Freitagabend zum Sundowner oder haben Lauftreffs und Fußballteams.

Auch Fortbildungs- und Inhouse-Veranstaltungen sollten Sie als Netzwerk-Option betrachten. Sommerfeste, Weihnachtsfeiern oder Jubiläen werden zwar nicht von allen Rechtsanwälten geliebt, doch hier sollte man ebenfalls nicht fehlen, will man sein Netzwerk ausbauen und pflegen. Denn oftmals bietet sich hier die Chance, mit Partnern und Kollegen ins Gespräch zu kommen, die man aufgrund der räumlichen Entfernung nur selten trifft.

Vernetzen Sie sich über Social Media wie Xing oder Linkedin mit Ihren Kollegen. Vielleicht ergibt sich ein Emailkontakt, und man trifft sich einmal auf einen Kaffee.

Überlegen Sie, ob Sie das Konzept einer Roadshow umsetzen möchten: Wenn Sie einen beruflichen Termin in einer anderen Stadt haben, dann besuchen Sie das dortige Kanzleibüro und verabreden Sie sich zum Lunch oder Abendessen.

Wie in Kontakt bleiben?

Nachhaltigkeit ist wichtig beim Networking. Aber weil alle viel zu tun haben, fällt die Beziehungspflege oft flach. Überlegen Sie sich, wie Sie sich daran erinnern wollen, ihr Netzwerk zu pflegen.

Sie können sich beispielsweise feste Termine in Ihren Kalender eintragen, etwa „jeden Mittwoch Lunch mit einem anderen Kollegen“. Denkbar ist auch ein Pushtermin, der Sie einmal pro Woche daran erinnert, an Ihr Netzwerk zu denken.

Wer es übersichtlich und systematisch mag, kann sich auch eine Excel-Tabelle anlegen, in der er seine wichtigsten Kontakte einträgt und notiert, wann und wo er sie trifft.

Generell gilt: Ein guter Netzwerker hat Interesse an Menschen und stellt seinem Gegenüber Fragen. Bringen Sie gute Laune und gute Stimmung zu einem Treffen mit. Verzichten Sie an Tagen, an denen Sie im Stress oder eher mit sich selbst beschäftigt sind, lieber auf das Netzwerken.

Falls Sie jemanden unsympathisch finden, zwingen Sie sich nicht zu einem Kontakt – auch wenn Ihnen derjenige als wichtiger Netzwerkpartner erscheint. Abneigung beruht oft auf Gegenseitigkeit.

Bedenken Sie: Beim Netzwerken geht es nicht darum, Freunde zu finden – auch wenn manchmal Freundschaften aus Netzwerkbeziehungen entstehen. Geschäftliches steht im Vordergrund, und Geschäfte entstehen nun einmal über Kontakte. Deswegen sollten Sie in einem Netzwerk nicht nur nehmen, lassen Sie andere auch von Ihrem Netzwerk profitieren, etwa indem Sie einen Kontakt vermitteln.

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Neue Mandate gewinnen

Fachlich gute Arbeit allein bringt leider nicht automatisch neue Mandate. Auch wenn die Qualität Ihrer Arbeit sicherlich die Basis für die Zufriedenheit des Mandanten bildet. Wichtig ist es, als Anwalt oder Steuerberater auf dem Markt und in der speziellen Zielgruppe bekannt zu sein. Aber wie genau kommen Sie an neue Mandate?

Erweitern Sie Ihr vorhandenes Geschäft

Viele Anwälte und Steuerberater denken gar nicht über das Potential nach, das bereits vorhanden ist. Kaltakquise ist nicht unbedingt notwendig. Warum so weit schauen – wie wäre es, wenn Sie Ihr heutiges Geschäft mit Ihren Mandanten einfach ausbauen? Führen Sie nach jedem Projekt mit Ihrem Mandanten ein Abschlussgespräch und fragen danach, was als nächstes bei ihm anliegt? Wenn nicht, dann sollten Sie das als Standardgespräch einführen. Auch wenn aktuell keine Projekte anstehen, ist es wichtig, dass Sie mit Ihren Mandanten regelmäßig in Kontakt bleiben.

Bauen Sie sich einen Expertenstatus auf

Der Markt ist hart umkämpft und der Mandant sucht für jede Rechtsfrage einen Experten. Erarbeiten Sie sich daher einen klaren Expertenstatus, in dem Sie sich auf maximal drei Hauptthemen konzentrieren. Versuchen Sie, in den entsprechenden Verbänden, auf Kongressen und in Netzwerken Präsenz zu zeigen. Auch die Veröffentlichung von Fachartikeln zu Ihren Schwerpunktthemen gehört dazu. Je mehr Sie anbieten, desto größer ist die Gefahr, dass Ihr Profil verwässert. Das sollte nicht geschehen.

Betreiben Sie aktives Networking und Cross Selling

„Eine Hand wäscht die andere“ – es ist oftmals viel einfacher, neues Geschäft aufzubauen, wenn Sie mit anderen Kollegen kooperieren. Suchen Sie sich in Ihrer Kanzlei oder auf dem Markt zwei bis drei Netzwerkpartner, mit denen Sie gemeinsam Geschäft aufbauen können. Achten Sie dabei darauf, dass Sie sich inhaltlich ergänzen und auch persönlich zueinander passen. Gehen Sie durchaus einige Male in Vorleistung und vermitteln Sie den anderen Kontakte zu interessanten Mandanten bzw. Kunden. Die Erfahrung zeigt, dass irgendwann auch etwas zurück kommt.

Seien Sie ein angenehmer Gesprächspartner und hören Sie gut zu

Grundlage einer guten Geschäftsbeziehung ist immer, dass der Mandant den Anwalt oder Steuerberater als sympathisch und angenehm empfindet und es auf der menschlichen Ebene zusammen passt. Nicht jedem Anwalt oder Steuerberater gelingt dies und viele denken, dass alleine die fachliche Expertise den Mandanten überzeugen müsste, mit ihm zusammen zu arbeiten. Helfen Sie der Sympathie etwas nach, in dem Sie den Mandanten absolut in den Mittelpunkt eines Gesprächs stellen. Das bedeutet nicht, dass Sie nichts mehr erzählen dürfen. Sie sollten die wertvolle Zeit aber dazu nutzen, über Fragen den Bedarf Ihres Gegenübers herauszufinden.

Stellen Sie im Gespräch viele so genannte offene „W-Fragen“: Was genau beschäftigt den Mandanten aktuell, wo sucht er Unterstützung, was dürfen Sie ihm anbieten etc. Hören Sie genau zu und ermitteln Sie so den aktuellen Bedarf. Präsentieren Sie dann ausschließlich die Dienstleistung, die den Bedarf des Mandanten gerade deckt.

Bleiben Sie dran und denken Sie an einen Marathon

Die Akquise von Mandanten wird ab heute für Sie eine tägliche Aufgabe sein und bleiben. Auch dann, wenn Sie geschäftlich richtig erfolgreich sind, sollten Sie weiter akquirieren. Der Markt, Wettbewerb und auch Mandantenbedarf wird sich immer wieder einmal verändern und so ist es wichtig, dass Sie dran bleiben. Das können Sie nur dann, wenn Sie sich regelmäßig immer wieder der Akquiseaufgabe stellen. 

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So bleiben Sie motiviert!

Die Umwelt erwartet von uns, dass wir jeden Tag motiviert und mit neuen Zielen ausgestattet den Tag beginnen. Wie gelingt es uns eigentlich, unsere eigene Motivation zu halten bzw. immer wieder uns zu aktivieren?

Das eigene Motiv klar herausstellen

In dem Begriff Motivation steckt das Wort „Motiv“. Wenn Ihr innerer Motor bei Ihren Aktivitäten und Planungen anspringen soll, dann ich es wichtig, dass Sie sich immer wieder klar machen, warum Sie das, was Sie sich vorgenommen haben, eigentlich tun. Warum studieren Sie das Fachgebiet, warum machen Sie das Referendariat? Warum genau wollen Sie Ihren Job wechseln oder den nächsten Karriereschritt gehen?

Manchmal ist es schwierig sich daran zu erinnern, warum genau wir uns eigentlich ein Studium, einen Job oder eine Ausbildung ausgesucht haben. Nicht jeder Schein, jede Arbeitsaufgabe, jede Prüfung oder Aufgabe muss unendlich viel Spaß machen. Wichtig ist nur, dass wir erkennen, warum genau wir diesen Weg eigentlich gehen und was am Ende dabei herauskommen soll. Insofern macht es Sinn, dass Sie sich noch einmal klar vor Augen führen, warum Sie sich die nächste berufliche Aktion vornehmen wollen und die Schritte dorthin als Mittel zum Zweck betrachten, das große – eigentliche – Ziel zu erreichen.

Erwarten Sie nicht auf einmal die großen Veränderungen

Wenn wir in ein neues Jahr starten, wollen wir häufig zu vieles auf einmal verändern. Wir nehmen uns viel vor und erwarten erfolgreiche Ergebnisse. Dabei setzen wir uns enorm unter Druck und stellen oftmals nach wenigen Tagen oder Wochen fest, dass wir diesem Erfolgsdruck der Veränderung nicht standhalten. Anstatt unsere Wünsche zu verkleinern, neigen wir dazu, alle unsere guten Vorsätze aufzugeben und auf das nächste Jahr zu warten. Frei nach dem Motto, der nächste 1. Januar kommt bestimmt.

Da es für den Erfolg wichtig ist, Ihre Motivation dauerhaft aufrecht zu erhalten, sollten Sie genau überlegen, welche zunächst kleinen Dinge Sie im Studium, Referendariat oder Job angehen könnten. Das hat den Vorteil, dass Sie schnell einen Erfolg verbuchen können und sich so von kleinem Erfolg zum nächsten kleinen Erfolg motivieren können. Dieses addiert führt irgendwann zu einer großen Veränderung. Für jeden kleinen Erfolg, jede kleine Veränderung sollten Sie sich adäquat belohnen.

Das bereits Erreichte feiern

Alle Menschen halten sich sehr gerne in der eigenen Komfortzone auf. Hier ist es gewohnt gemütlich und sicher. Es passiert zwar nichts Neues, aber es lebt und arbeitet sich in der eigenen Komfortzone sehr bequem und angenehm.

Erinnern Sie sich doch einmal an Dinge, die Sie in Ihrem Leben beruflich oder privat erreicht haben und die Ihnen heute noch im Gedächtnis sind. Erinnern Sie sich an das gute Gefühl, das Sie dabei hatten und wie stolz Sie auf sich selbst waren. Haben Sie diese Erfolge in Ihrer Komfortzone gestaltet oder sind Sie bei diesen Themen aus Ihrer eigenen Komfortzone herausgetreten, haben die Motivation aufgebracht, etwas zu verändern und waren und sind heute immer noch stolz auf das Ergebnis? Machen Sie sich also klar, dass eigene Veränderungen, auf die wir sehr stolz sind und an die wir uns immer wieder erinnern, in den meisten Fällen außerhalb unserer eigenen Komfortzone stattfanden. Grund genug, also wieder einmal den Wohlfühlbereich mit einem kleinen Schritt zu verlassen.

Niederlagen positiv bewerten

Manchmal fehlt uns die Motivation, eine Veränderung anzugehen, weil wir uns davor fürchten, zu versagen und das Ziel nicht zu erreichen. Uns natürlich kann es immer auch ein Fazit sein, dass wir das, was wir verändern wollten, auch nicht erfolgreich erreichen. Wenn Sie ab heute aber Ihre Haltung zum möglichen Scheitern verändern, wird dieses für Sie kein Hindernis mehr sein. Jede große Idee, jeder große Unternehmer oder Erfinder ist nur durch das Ausprobieren und Scheitern erfolgreich und groß geworden. Scheitern und eine Niederlage hinnehmen ist daher auf dem Weg zur Veränderung ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor.

Sie sind Ihr eigener Lebensgestalter und haben nur ein Leben

Manchmal kann es sehr hilfreich sein, die eigentliche Endlichkeit des Lebens sich vor Augen zu führen. Wir neigen dazu, immer wieder unsere Themen auszuschieben, weil wir denken, wir können es auch später erledigen. Wenn Sie Ihr Leben, Ihr Studium, Ihren Job aber selbst gestalten möchten, sollten Sie heute anfangen, das zu tun. Denn leider ist das Leben nicht unendlich und Sie alleine bestimmen, was Sie aus dieser Zeit für sich machen.

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Berufliche Ziele setzen

Ist es eigentlich wichtig, sich (berufliche) Ziele zu setzen, oder sollte man besser mit offenen Augen und Ohren das Studium und Referendariat absolvieren und flexibel bleiben?

Das eine muss das andere nicht ausschließen. Grundsätzlich ist es immer wichtig, sich eine gewisse Flexibilität zu erhalten, da Chancen und Möglichkeiten sich manchmal unerwartet ergeben. Dennoch besagt eine Harvard-Studie, dass die Absolventen, die sich klare (berufliche) Ziele setzen und diese auch schriftlich fixieren, um ein 10faches erfolgreicher sind, als andere. Wenn Sie also zu dieser Erfolgsgruppe gehören möchten, dann sollten Sie folgendes tun:

 Malen Sie sich Ihre (berufliche) Zukunft aus

Sie können nur dann strategisch Ihre Berufsplanung (und damit auch Ihr Studium und Referendariat) angehen, wenn Sie wissen, wohin Sie wollen, also wenn Sie eine Vision bzw. ein Ziel haben. Einigen Jurastudenten ist schon zu Beginn des Studiums klar, wohin die berufliche Reise geht. Andere sind auch nach dem zweiten Staatsexamen unsicher, welcher Job der passende ist.

Überlegen Sie, welchen Job Sie in 5 Jahren ausüben möchten. In welcher Stadt arbeiten Sie, in welchem Unternehmen bzw. Kanzlei. Mit welchem Inhalt haben Sie es den ganzen Tag zu tun, arbeiten Sie allein oder im Team und wieviel verdienen Sie. Wenn es Ihnen schwer fällt, eine eigene Vision zu entwickeln, dann lohnt es sich, z.B. nach Vorbilder Ausschau zu halten. Wer macht einen Job, den Sie auch gerne ausüben würden? Unterhalten Sie sich mit vielen anderen Juristen und erfahren, wie deren beruflicher Alltag aussieht und welcher davon Sie anspricht.

 Konkretisieren Sie die einzelnen Schritte

Wenn Sie eine – oder auch mehrere – Ideen haben, wo Sie in 5 Jahren beruflich stehen möchten, dann überlegen Sie, was Sie dafür konkret im nächsten Jahr (12 Monate) tun können, um diesem Bild etwas näher zu kommen. Kurzfristige Pläne bis zu einem Jahr nennt man Ziele. Um Ziele auch zu erreichen, sollten Sie diese SMART definieren und dieses Ziel auch schriftlich fixieren. So programmieren Sie Ihr Unterbewusstsein.

S:  Spezifisch-konkret: Was genau möchten Sie in 12 Monaten erreicht haben?

M: Meßbar: Woran messen Sie Ihren Erfolg in den 12 Monaten?

A: Attraktiv: Ist das 12 Monatsziel für Sie wirklich attraktiv?

R: Realistsich: Können Sie Ihr Ziel auch in 12 Monaten erreichen?

T: Terminiert: Bis wann machen Sie was genau?

Wenn Sie z.B. in 5 Jahren Anwalt in der Kanzlei Schmidt & Partner sein möchten, dann definieren Sie genau, was Sie in den nächsten 12 Monaten dafür tun können. Zunächst wird es sicher darum gehen, Ihr Studium und Referendariat erfolgreich zu absolvieren. Da mag der ein oder andere zu sammelnde Schein vielleicht nicht immer motivieren. Mit Blick aber auf Ihre 5 Jahresvision kann das ein oder andere Pflichtprogramm bis dahin vielleicht dann aber mehr als Mittel zum Zweck gesehen werden.

Vielleicht unternehmen Sie aber auch schon im Studium und Referendariat etwas, um Ihrem Berufswunsch näher zu kommen. Möglicherweise nehmen Sie einmal Kontakt zu der Kanzlei auf und informieren sich nach deren Anwaltsprofil. Weiter erkundigen Sie sich vielleicht nach einem möglichen Nebenjob oder Praktikums- oder Referendarplatz. Vielleicht nehmen Sie auch schon an der ein oder anderen offenen Veranstaltung teil, die in der Kanzlei angeboten wird.

Stellen Sie eine TIMELINE auf

Wenn Sie das Jahresziel nach SMART definiert haben, sollten Sie sicher stellen, das Sie an Ihrem Ziel auch in den nächsten 12 Monaten kontinuierlich arbeiten. Dafür nehmen Sie sich ein Blatt Papier und zeichnen darauf einen Zeitstrahl mit 12 Monaten je 4 Wochen. Dann überlegen Sie genau, was genau Sie in den einzelnen Wochen im nächsten Jahr unternehmen möchten, um am Ende des Jahres an Ihrem Ziel angekommen zu sein.

Das hat den Vorteil, dass Sie sich viele kleine einzelne Aktionen vornehmen, die einfach in Ihren Alltag zu integrieren sind und in Summe Sie auch zu Ihrem Jahresziel bringt. Mit dieser Methode können Sie sich auch Ihre Lerninhalte pro Semester in kleine Lerneinheiten unterteilen.

Wichtig ist es, dass Sie sich immer nach dem Erreichen eines Teilziels belohnen, denn Ihre Arbeit sollte sich für Sie auch positiv bemerkbar machen! Und wenn es doch anders kommt?

Dieses Vorgehen ist keinesfalls statisch. Wenn Sie bemerken, dass Ihr Berufswunsch nicht mehr attraktiv für Sie ist oder andere Optionen sich ergeben, können Sie jederzeit Ihre Vision und damit auch Ihr Jahresziel neu definieren.

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Krank im Job?

„Man hat den Eindruck: Eine Depression darf in einer Kanzlei nicht vorkommen“

Depressionen, Ängste, Alkoholmissbrauch: Jedes Jahr erkrankt ein Drittel der Bevölkerung an einer psychischen Störung. Wie man Kranke erkennt und warum Kanzleien sich mit dem Thema befassen sollten, sagt Managementberater und Juristencoach Carmen Schön.

Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen

LTO: Warum ist es Ihrer Ansicht nach wichtig, über psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Beruf zu sprechen?

Carmen Schön: Weil psychische Erkrankungen zunehmen und es immer öfter zu Ausfällen wegen solcher Krankheiten kommt. Für Laien ist das Thema aber schwer zu greifen. Burn-out, Bore-out, Depression – davon hat wohl jeder schon einmal gehört, aber nur wenige kennen sich wirklich aus damit. Hinzu kommt: Wir haben oft Berührungsängste, wenn es um psychische Erkrankungen geht. Nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts erkrankt aber ein Drittel der Bevölkerung pro Jahr an mindestens einer Störung.

LTO: Was sind denn die häufigsten Erkrankungen?

Schön: Nach der Erhebung des Robert-Koch-Instituts sind Angststörungen am häufigsten. Es folgen Alkoholmissbrauch – der kommt ja bekanntlich auch in Anwaltskreisen vor – und Depressionen. Man kann auch unterscheiden in typisch männliche und typisch weibliche Erkrankungen. Beispielsweise sind Angststörungen bei Frauen besonders häufig. Männer dagegen neigen eher als Frauen zu Alkoholmissbrauch.

LTO: Wie zeigen sich solche Angststörungen?

Schön: Angst ist eigentlich sinnvoll und wichtig, sie ist ein Alarmsignal des Körpers. Angst äußert sich in Herzrasen und Unruhe, der Betroffene versucht aus der Situation zu fliehen oder sie von vornherein zu vermeiden. Meist gerät er dabei in einen Teufelskreis: Er bekommt Angst vor der Angst, das führt zu einem Vermeidungsverhalten und zum sozialen Rückzug. Dabei kann das Gehirn Angst nur über einen recht kurzen Zeitraum aushalten, etwa 20 Minuten. Danach beruhigt sich der Körper wieder. Ein Betroffener müsste die Angst also bloß „durchstehen“ – wobei das sicherlich leichter gesagt als getan ist.

„Angst vor Entwertung“ kann das Arbeitsleben unmöglich machen

LTO: Was sind das für Ängste, die Juristen plagen können?

Schön: Die bekanntesten Angststörungen, etwa Höhenangst oder Platzangst, spielen im Berufsleben von Juristen oftmals eine untergeordnete Rolle. Vielmehr sind es Ängste vor Lebensumständen, beispielsweise die Angst, etwas Wichtiges zu vergessen. Auch diese können den Joballtag massiv beeinträchtigen. Das gilt auch für Panik-Störungen, also Angst ohne erkennbaren Anlass, oder soziale Phobien.

Wenn jemand Angst vor Entwertung hat, wird ihm das, was für den Beruf als Anwalt auch wichtig ist, nämlich Netzwerken und Vorträge halten, unmöglich. Das hat nichts mit Lampenfieber zu tun, sondern ist eine ernsthafte Störung. Angststörungen sind aber glücklicherweise relativ leicht behandelbar. Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, sie in den Griff zu kriegen. Dazu werden unter fachkundiger Anleitung Verhaltensänderung erlernt.

Alkoholmissbrauch und Depressionen sind am zweithäufigsten

LTO: Was sind typische Anzeichen für Alkoholismus und Depressionen?

Schön: Beim Alkohol ist die Grenze zwischen Genuss und Abhängigkeit oft nicht leicht zu ziehen. Anders als bei illegalen Drogen ist es ja gesellschaftlich durchaus anerkannt, Alkohol zu trinken. Viele trinken Alkohol zur Entspannung. Wer allerdings nicht mehr ohne seine abendliche Flasche Wein zur Ruhe kommt, der sollte darüber nachdenken, ob das nicht schon der Beginn einer Erkrankung ist. Früher oder später fällt Alkoholmissbrauch auch den Kollegen auf, etwa weil der Abhängige schon morgens nach Alkohol riecht oder sich auffällig benimmt.

Typische Anzeichen für Depressionen sind eine traurige Stimmung, Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Ängste, Unruhe bis hin zu Selbstmordgedanken. Manche Forscher zählen auch das sogenannte Sissi-Syndrom zu den Depressionen. Es wurde nach der Kaiserin Sissi benannt, die an dieser Erkrankung gelitten haben soll. Kennzeichen sind hier etwas, das wir Laien nicht mit Depressionen in Verbindung bringen würden, nämlich beispielsweise Sprunghaftigkeit, körperliche Hyperaktivität und Stimmungsschwankungen, die bis hin zur Manie gehen.

Das Gespräch suchen, Hilfe holen

2/2 „Gesund ist, wer lieben und arbeiten kann“

Noch ein Wort zu den Zwangsstörungen, die auch sehr häufig vorkommen: Hier hat der Betroffene den Drang, bestimmte Dinge zu tun oder zu denken. Typische Anzeichen sind etwa ein wahnsinnig ordentlich aufgeräumter Schreibtisch, oder auch bestimmte Rituale, etwa wenn Sprüche oder Handlungen wiederholt werden müssen. Kontrollzwang, Ordnungszwang oder Waschzwang sind bekannte Zwangsstörungen.

LTO: Ein ordentlicher Schreibtisch ist ja zunächst nichts Schlimmes, sondern sogar wünschenswert. Woran erkennt man als Vorgesetzter oder Kollege, dass der Mitarbeiter unter einer psychischen Erkrankung leidet?

Schön: Sigmund Freud sagte sinngemäß: Gesund ist, wer lieben und arbeiten kann. Das ist eine simple Definition und klingt sicher etwas pathetisch. Aber Kranke werden tatsächlich auffällig: Die Arbeitsleistung wird schlechter und ein Vermeidungsverhalten setzt ein. Man kann soziale Veränderungen an dem Erkrankten beobachten, etwa fällt auf, dass er Meetings meidet und sich aus dem Team zurückzieht. Eine Diagnose kann man als Vorgesetzter natürlich nicht stellen, das ist auch für Ärzte oftmals nicht leicht. Aber wichtig wäre es, das Gespräch mit dem Mitarbeiter zu suchen und vielleicht einen Arbeitsmediziner – wenn man denn einen in der Kanzlei oder im Unternehmen hat – zu Rate ziehen.

Das Gespräch suchen, fachkundige Hilfe holen

LTO: Wie geht man so ein Gespräch am besten an?

Schön: Der Partner sollte im ersten Schritt beschreiben, welche Veränderung ihm an seinem Mitarbeiter aufgefallen ist und ihn dann im zweiten Schritt nach seiner Wahrnehmung fragen. Stellt sich heraus, dass der Mitarbeiter auch ein Problem erkannt hat, kann von externer Stelle Hilfe eingeholt werden. Wehrt der Mitarbeiter aber ab, dann ist fraglich, ob der Vorgesetzte viel tun kann. Denn wenn der Betroffene es gar nicht will, kann man ihm leider nicht helfen.

Manchmal sind Mitarbeiter einfach auch nur traurig, ohne depressiv zu sein, etwa beim Tod eines nahestehenden Menschen oder nach einer Trennung. Solch eine Trauerphase kann ein Jahr dauern. Eine Therapie ist dabei zwar meist nicht nötig, aber es kann helfen, den Mitarbeiter eventuell für ein paar Monate zu entlasten.

„Psychische Erkrankungen sind vielerorts stigmatisiert“

LTO: Dann sollte der Mitarbeiter seinem Vorgesetzten einfach sagen, wenn es ihm schlecht geht?

Schön: Wenn das Vertrauensverhältnis stabil genug ist, kann es sich lohnen, dem Arbeitgeber von der schwierigen persönlichen Situation zu berichten und um Entlastung zu bitten. Allerdings sind psychische Erkrankungen nach wie vor vielerorts stigmatisiert. Man hat ja oft den Eindruck, dass so etwas wie eine Depression in einer Kanzlei einfach nicht vorkommen darf.

LTO: Wobei ja inzwischen doch häufiger über psychische Erkrankungen gesprochen wird als früher…

Schön: Ich denke, das liegt daran, dass psychische Erkrankungen zunehmen und ein Stück weit auch gesellschaftsfähig geworden. Depressionen und Abhängigkeiten gab es natürlich schon immer, aber heutzutage redet man durchaus darüber. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir mit unserem Bemühen um Selbstoptimierung auch verstärkt auf unsere Gesundheit achten. Es wäre deswegen wünschenswert, dass Kanzleien als Arbeitgeber das Thema im Blick haben und sich informieren. Das ist auch ein Kulturfrage, denn sie würden damit vermitteln: Wir passen aufeinander auf und kümmern uns.

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